Buntes

Interview mit Andrea Schacht, Schriftstellerin und Katzenfreundin

Andrea Schacht ist Schriftstellerin und Katzenfreundin aus Leidenschaft. Schuld war ein schwarzer Hotelkater – nach dieser „Begegnung der dritten Art“ kündigte die Schriftstellerin ihren Job in der Betriebswirtschaft und widmete sich ganz dem Schreiben. Seit dem hat Andrea Schacht viele Bücher auf den Markt gebracht, deren Hauptpersonen zum größten Teil Katzen sind. Mehr Informationen: https://www.andrea-schacht.de/index.html

Sehr geehrte Frau Schacht! In „Die Lauscherin im Beichtstuhl“ hilft eine kluge Katze mit roten Ohren einige Geheimnisse zu lüften. Dabei fällt auf, dass Mirza wirklich ganz katzentypisch denkt und handelt – das ist nicht in allen Katzenbüchern der Fall. War Ihnen das sehr wichtig?

Fröhliche Frage zurück: Wie sollte eine Katze anders denken als eine Katze? Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive geschrieben, aus Sicht einer Katze, und insofern war es mir ein großes Anliegen, dass ihre kätzischen Eigenschaften ihr Denken und Handeln bestimmen. Natürlich vermenschlicht man Tiere, wenn man sie zu Romanhelden macht, weil man ihnen unsere Denkstrukturen unterstellen muss. Aber das, was ich an Verhaltensmustern bei meinen Katzen kennen und lieben gelernt habe, war die Vorgabe für Mirzas Lebensweise.

Das Buch ist Ihrer Katze Mira gewidmet. Gibt es, außer dem ähnlichen Namen, noch andere Parallelen zu der Heldin des Buches, Mirza?

Als ich das Buch schrieb, war Mira gerade zu uns gekommen, ein Dreimonatskätzchen aus dem Katzenschutzbund, frech wie Oskar, naseweis (im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie ist schwarz, hat aber einen weißen Strich auf der Nase) und ungeheuer gewitzt. Ihr liebstes Spiel war „Korkenwerfen“. Sie hatte einen auf den Boden gefallenen Korken gefunden und brachte ihn zu mir. Aus Spaß warf ich ihn quer durch den Raum. Sie sprintete hinterher, erlegte ihn und legte mir die Beute auf den Schreibtisch. Daraus erwuchs ein Dauerspiel zwischen uns beiden. Das hat mich unter anderem zu einer ähnlichen Szene mit Mirza inspiriert.

Dann dienen Ihre eigenen Katzen wohl öfter als Vorbilder oder Inspiration für ihre Artgenossen in den Büchern?

Selbstverständlich. Als Autorin sitzt man ja recht viel im Haus und „dichtet“, was meinen beiden Damen sehr entgegenkommt. Wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis miteinander entwickelt, und sie lassen mich gerne an ihren Spielen teilhaben. Ich darf sie beobachten, sie versuchen mir, die rudimentärsten Begriffe ihrer Sprache und sonstigen Kommunikationsmittel beizubringen und mich an die Pflichten eines unterprivilegierten Rudelmitglieds einzuweisen („Mach mal die Tür auf! Das ist blödes Futter, andere Dose! Das ist mein Bett!“).

Was halten die beiden denn davon, dass Sie berufsbedingt öfter mal länger vor Ihrem Computer sitzen?

Sie begrüßen es, aber wenn es zu lange dauert, werde ich mehr oder weniger höflich gebeten, mich jetzt gefälligst zum Schmusen auf den Teppich zu begeben, mit ihnen eine echte Maus zu jagen und nicht immer nur dieses schwanzlose Ding auf dem Pad zu bewegen oder mit ihnen eine Runde durch das Revier zu machen. Ich bin ordentlich erzogen und befolge ihre Befehle ohne zu murren.

Was verbindet Sie generell mit den Samtpfoten? Wie sind Sie selbst auf die Katze gekommen?

Das ist eine lange Geschichte. Hier in Kürze: Vor vielen Jahren wachte ich eines Nachts auf und wusste: „Ich brauche eine Katze!“ Gesagt, getan, wir suchten am selben Tag noch das Tierheim auf. Dort befanden sich zufälligerweise nur sehr wenige Katzen, doch die Betreuerin, die meine Betrübnis bemerkte, meinte zögernd: „Wir haben da noch so ein Problemkätzchen.“

Eine kleine Tabbykatze, gerade operiert, wollte seit dem Eingriff vor einer Woche nicht mehr fressen. Ich sah das magere Tierchen an, Hexchen sah mich an. Sie hatte eine Stupsnase und einen vorstehenden Eckzahn, der ihr ein sehr grimmiges Aussehen verlieh.

Aber irgendetwas in ihren großen grünen Augen berührte mich. Ich sagte ihr, dass ich sie zu mir nehmen wollte. Sie drehte sich um und fiel über den Futternapf her. So begann eine tiefe, innige Liebe, die auch Hexchens Tod überdauert hat. Sie spukt in unterschiedlichen Gestalten in allen meinen Geschichten herum.

Wie entsteht denn bei Ihnen ein Buch? Woher kommen die Ideen für Schauplätze und Thema?

Ideen leben in unterirdischen, labyrinthartigen Gängen. Wenn man sich den Ausgängen ganz vorsichtig und lautlos nähert, kann man hin und wieder beobachten, wie eine ans Tageslicht kommen will und herausschlüpft. Lauert man also geduldig vor einem solchen Ideenloch, kann man mit kühnem Sprung und festem Biss eine packen, nach Hause tragen und auf den Schreibtisch legen. Dort füttert die Autorin sie dann liebevoll mit gut recherchierten Fakten und bunten Träumen, und plötzlich steht ein Text auf dem Papier. Es ist für mich immer wieder faszinierend, das zu erleben.

Was wollen Sie beim Leser erreichen?

Dass sie für ein paar Stunden in eine aufregende Welt entführt werden und – möglicherweise – dabei sogar noch ein etwas über das Thema lernen, über das ich geschrieben habe.

Was ist ihr persönliches Lieblingsbuch? Lesen Sie selbst auch andere Bücher über Katzen?

Ich liebe alte englische Krimis, insbesondere die von Dorothy Sayers. Ein Katzenbuch, das mich sehr amüsiert hat, war „Revier im vierten Stock“ von Norbert Klugmann.

Nun noch mal zurück zur „Lauscherin im Beichtstuhl“. Im Laufe der Handlung mischen sich immer mehr magische Elemente hinein. Glauben Sie selbst an das Übersinnliche?

Wenn man mit Katzen zusammenlebt, ist nichts unmöglich. Aber es gibt natürlich für alles Erklärungen.

Viele Leser haben die Geschichte und besonders Mirza in ihr Herz geschlossen. Wird es eine Fortsetzung mit der einmaligen Klosterkatze geben?

Mirza ist ein Unikat. Belassen wir es dabei.

Schade! Können Sie uns schon etwas über Ihr nächstes Buch „MacTiger – Highlander auf Samtpfoten“ verraten?

MacTiger ist ein armer Kerl, vor 250 Jahren wurde er Opfer einer Clanfehde, und seither spukt er als ruheloser und verbitterter Katzengeist durch das Schloss. Erst als in der heutigen Zeit das alte Gemäuer zu einem gut besuchten Schlosshotel umgebaut wird, findet er Befriedigung darin, die für sein Unwesen empfänglichen Gäste zu verschrecken.
Bei einer jungen Frau jedoch gelingt es ihm nicht …

Na das klingt doch vielversprechend! Vielen Dank für das Gespräch, Frau Schacht!

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MK

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