Futterskandale: Ist BARF die bessere Lösung?

Falsche Nährstoffzusammensetzung bei Nutro, verunreinigtes Maisgluten in Royal Canin, Lähmungen nach Verfütterung von Orijen: Katzenhalter, die auf hochwertige Futtersorten setzen, werden von Futterskandalen nicht verschont.
von Lena Landwerth
Mitte 2007 rief Royal Canin in Südafrika Katzen- und Hundefutter aufgrund von verunreinigtem Maisgluten zurück. Im November 2008 folgte Orijen, nachdem in Australien Verunreinigungen im Katzenfutter zu Lähmungserscheinungen bei Katzen führten. Der Grund laut Stellungnahme der Firma: Die in Australien vorgeschriebene Gamma-Bestrahlung von Tierfutter hatte zur Verunreinigung geführt – Orijen belegte den Verdacht sogar mit einer Studie. Der Skandal betraf nur Orijen-Futter in Australien, nirgendwo anders auf der Welt tauchten derartige Erscheinungen auf.
Mitte 2009 folge dann Nutro: Aufgrund eines Produktionsfehlers bei einem Mineralstoff-Lieferanten wies das in USA, Kanada, Mexiko, Japan, Korea, Thailand, Malaysia, Singapur, Indonesien, Neuseeland und Israel verkaufte Katzen-Trockenfutter eine fehlerhafte Nährstoffzusammensetzung auf. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt konnten laut Mars aber keine gesundheitlichen Vorfälle bei Katzen festgestellt werden, das Problem wäre nur zufällig bei einer Prüfung durch den Lieferanten entdeckt worden.
Zwar betreffen diese Beispiele nicht den europäischen Markt, geschützt sind wir dennoch nicht: Nutro hatte schon 2007 rund 100 Tonnen Hunde- und Katzennassfutter in Deutschland zurückgerufen. Dabei verfügt gerade Europa über so hohe Anforderungen bei der Produktion von Tierfutter, dass zum Beispiel Eagle Pack den Verkauf nach Europa aufgrund der EU-Verordnung 1774/2002 stoppte (weitere Infos gibt es im Artikel Die Bürokratie des Katzenfutters).
Auch, wenn der Markt an hochwertigen Futtermitteln wächst: Für Katzenfreunde es wird durch die letzten Futterskandale immer schwieriger, Fertigfutter für ihren vierbeinigen Liebling zu erstehen. Viele Tierfreunde reagieren skeptisch auf Rückrufaktionen außerhalb des eigenen Landes, die Verkaufszahlen auf der ganzen Welt gehen zurück. Das ist nur verständlich – denn falsche Inhaltsstoffe im Katzenfutter lassen sich nur selten vor der Fütterung identifizieren. Zeigt die Katze Symptome, ist es oft schon zu spät. Selbst, wenn die Futtersorten oft schon nach den ersten Vorfällen zurückgerufen werden: Eine Katze ist doch die Erste…
Nicht umsonst beginnen immer mehr Katzenfreunde, das Futter für ihren vierbeinigen Freund selber zuzubereiten. Wenn man selbst kocht oder barft weiß man, was in der Nahrung enthalten ist – oder?

Was viele Fertigfuttergegner hier vergessen: Auch rohes Fleisch kann mit Krankheitserregern oder Wurmeiern verunreinigt sein, Fertigsupplemente können ebenso falsch zusammengesetzt sein wie Fertigfutter-Zusatzstoffe. Zwar wird für den menschlichen Verzerr geeignetes Fleisch auf Krankheiten und Parasiten untersucht. Doch wer Fleisch und Supplemente nicht selber herstellt, ist auf Dritte angewiesen – und da Irren menschlich ist, kann auch der Bio-Metzger um die Ecke Fehler machen. Wer sein Tier mit Rohfleisch oder Selbstgekochtem ernährt, übernimmt zudem eine große Verantwortung. Ist er nicht bereit, sich in die Materie einzulesen, bei den Rohstoffen Wert auf Qualität zu legen und die Mahlzeiten sorgfältig zuzubereiten, ist Fertigfutter trotz Futterskandalen die bessere und sichere Lösung – denn eine Fehlernährung kann auch beim Selberkochen zu Mangelerscheinungen und Nährstoffüberschuss führen.
Risiken gibt es in jedem Fall – und leider auch keine perfekte Lösung. Ob bei der Rohfütterung oder der Verwendung von Fertigfutter: In jedem Fall ist Sorgfalt gefragt. Katzenhalter, die sich von den genannten Fehlproduktionen von Katzenfutter zu einem halbherzigen Selberkochen oder BARFen hinreißen lassen, tun ihrer Katze sicherlich nichts Gutes. Wer ohne Nachdenken herrschende Normen bei der Fertigfütterung übernimmt aber ebenso wenig. Hier gilt: Augen auf beim Futter- oder Rohproduktekauf!
Weiterlesen:
Kein rohes Schwein für die Katze
Hallo Lena,
interessanter Artikel! Von den Skandalen wußte ich bisher nichts, füttere die genannten Sorten aber auch nicht.
Gut auch, daß du darauf hinweist, daß Barfen nicht so einfach ist und man damit viel Verantwortung für die Vollwertigkeit und richtige Zusammensetzung trägt.
Schade finde ich, daß eventuelle Frischfleichfütterer durch ein paar deiner Darstellungen unnötig verunsichert werden könnten:
– meines Wissens sind weder Katzen noch Hunde durch Salmonellen gefährdet, weil ihr Verdauungssystem dafür zu kurz ist.
– Wurmeier sollten in Fleisch für menschlichen Verzehr eigentlich nicht vorkommmen. Außerdem wird eh meist TK-Fleisch verfüttert, was nach meiner Information jedem Wurmei den Garaus macht.
– welche Fehler soll denn der Biometzger machen?
Freu mich aufs Weiterlesen!
Liebe Grüße, Fritzi Rajmann
Hallo Fritzi,
danke für Deine Nachricht!
Natürlich möchte ich keinen Frischfleischfütterer verunsichern. Du hast Recht, Tiefkühlung zerstört jedes Wurmei. Nicht jeder kauft aber tiefgekühltes Fleisch. Und ist das nicht mehr ganz frisch, kann sich auch dort jede Menge einnisten… Es gibt mittlerweile auch Metzger, die fertiges Fleisch für Hunde und Katzen supplementiert anbieten. Und dort können genauso Fehler passieren wie in der großen Industrie…
Viele Grüße!
Lena
Hallo Lena,
ich möchte mich Fritzis Ausführungen anschließen – Barfen ist sicher die beste Methode, sein Tier zu ernähren. Ich selbst mache es (noch) nicht, weil ich immer wieder verunsichert werde. Ich füttere jedoch jeden 2. Tag Eintagsküken, das ist schon mal etwas Gutes. Und nein, ich habe dabei kein schlechtes Gewissen, denn im Endeffekt ist es egal, ob die Küken in der Whiskotz-Dose landen oder direkt bei meinen Katzen. Auch Kitzekatz wächst nicht auf Bäumen!
Ein interessanter Link zum Thema Barfen ist dieser hier:
http://www.barfers.de/das_brimborium_um_barf.html
Er ist zwar mehr auf Hunde bezogen, aber die Sichtweise gefällt mir. 😉
Liebe Grüße,
Birgit
Hallo Birgit,
danke für Deine Meinung! Ich halte BARF für eine gute Methode, seine Katze zu ernähren. Allerdings möchte ich mich hier nicht für die ein oder andere Methode aussprechen, denn die ultimative Methode, seine Katze zu ernähren, gibt es meines Erachtens nicht. Selbst Mäuse zu fangen reicht nicht – denn dann muss sich Mieze ja nicht mehr bewegen… 😉
Die Ernährungsmethode hängt immer mit der Sorgfalt und Hingabe zusammen, mit der das Futter zubereitet wird. Auch BARF ist nur so gut, wie sich der Katzenhalter in die Materie einliest und sich dessen, was seine Katze benötigt, bewusst ist. Zur optimalen Methode wird sie nur, wenn sie wirklich die Maus, so wie sie ist, abbildet. Doch nicht jeder, der sich „BARFer“ nennt, bereitet das Futter für seine Katzen auch so zu, wie es sein sollte…
Darum die etwas vorsichtige Sichtweise! 🙂 Leute, die nicht die Lust oder Zeit haben, sich in die Materie einzulesen und nicht die Möglichkeit haben, das Rohfutter entsprechend frisch zuzubereiten, sind mit gutem Dosenfutter oft besser bedient.
Aber das ist ja ein anderes Thema… 😉
Ein „schlechtes Gewissen“ hätte ich übrigens auch nicht bei Eintagsküken. Ich esse ja auch Fleisch! 😀
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d.h das sinnvollste wäre es, die katze so zu ernähren:
tag 1) 2,3 mäuse, tag 2) ein eintagsküken, tag 3) eine halbe ratte, tag 4) hochwertiges dosenfutter 5) einen halben fisch, tag 6) wieder hochwertiges dosenfutter tag 7)1/4 kaninchen mit innereien, die großen knochen entfernt..
Mich interessiert wirklich-ist das möglich, sein tier nur mit toten mäusen, küken und hin und wieder mal einem fisch zu ernähren? sollte grundsätzlich auch technisch nicht so kompliziert sein^^. und wenn es so einfach ist, warum tun es so wenige?
Hallo mnemosyne,
in der freien Natur ernährt sich die Katze durchaus selbständig ohne Anteile von Fertigfutter. Allerdings dürfte die von Ihnen angegebene Menge nicht ganz dem Bedarf einer durchschnittliche Katze entsprechen… In der Rohfütterung, auch BARF genannt, wird die Katze ausschließlich mit rohem Fleisch sowie Supplementen wie Mineralstoffen und Vitaminen ernährt – es gibt hier auch die Alternative der „naturnahen“ Ernährung, bei der die Supplemente nur in natürlicher Form oder durch entsprechende Anteile von Innereien ergänzt werden. Es gibt also durchaus die Möglichkeit, ein Tier ohne Fertigfutter zu ernähren! Um keinerlei Mangelerscheinungen entstehen zu lassen, ist hier allerdings ein genaues Studium des entsprechenden Nährstoffbedarfs nötig.
Infos zur naturnahen Ernährung gibt es unter anderem in diversen Artikeln, unter anderem hier http://www.pfotenhieb.de/2009/05/01/naturnahe-ernahrung-interview-mit-angela-munchberg/ und unter http://www.pfotenhieb.de/2009/04/05/buchbesprechung-natural-cat-food/.
Viele Grüße,
Lena Landwerth