Buchbesprechung: Katze liebt Frau liebt Katze
Nach der Lektüre von Ruth Rybarskis neuer Sammlung „literarischer Streicheleinheiten“ für Katzenfreunde und solche, die es werden wollen, musste ich kurz an Eleanor Abernathy, die verrückte Simsons-Katzenfrau, denken. Nicht, weil in dem Buch auch nur ein ähnlicher Charakter aufgetaucht wäre. Nein, ich stellte mir unweigerlich die Frage nach der Existenz eines verrückten Katzenmannes. Warum gibt es keinen solchen und wenn doch, wo hält er sich versteckt? Sicher, es gibt katzenliebende Männer genauso wie männerverrückte Katzen. Doch trotzdem scheint die Verbindung zwischen Katze und Frau irgendwie anders als die zwischen Katze und Mann zu sein. Nur wie?
gelesen von Jessica Rohrbach
Eins dürfte dem Leser von „Katze liebt Frau liebt Katze“ schnell klar werden: Die Beziehung zwischen Katze und Frau ist niemals gleich und schon gar nicht immer nur von grenzenloser Liebe geprägt. Schon im Vorgängerwerk „33 Arten eine Katze zu lieben“ las man die unterschiedlichsten Geschichten von den ganz oder auch gar nicht alltäglichen Erlebnissen von Menschen und „ihren“ Katzen. Und auch in diesem Band wurden wieder knapp 30 Texte rund um das literarischste aller Tiere gesammelt – allesamt von Autorinnen versteht sich. Andrea Maria Dusl, Julia Franck, Christine Kaufmann, Ruth Klüger, Eva Menasse, Ingrid Noll, Lilo Wanders und viele weitere haben diesem Buch mit ihren Erzählungen ein Gesicht gegeben, das sich genauso wenig definieren lässt, wie es der Begriff „Katzenfrau“ tut. Erinnerungen an geliebte, aber verstorbene Samtpfoten, witzige und jedem Katzenhalter bekannt vorkommende Erzählungen oder auch nachdenkliche, traurige oder nicht ins Schema F passende Geschichten finden sich hier und hinterlassen den Leser nachdenklich. Denn es sind nicht immer einfache, herzerweichende Texte, die sich in einem Rutsch an Strand oder Kamin lesen lassen, auch schwierige oder – je nach Geschmack – nicht so schöne Geschichten sind vorhanden: ein meiner Meinung nach großer Pluspunkt des Buches. Hier zeigt sich die Katzenwelt, wie auch schon im Vorgängerwerk, unverfälscht, wenn auch nicht immer so, wie man sie als Katzenliebhaber vielleicht gerne haben möchte.
Trotzdem, konnte man bei „33 Arten eine Katze zu lieben“ noch von einem wahren Auf und Ab der Gefühle reden, sind die Emotionen in „Katze liebt Frau liebt Katze“ schon etwas abgeflachter. Vielleicht fehlt ja auch nur die männliche Sicht? Auch wenn ich immer noch nicht so genau zu beantworten weiß, was die Beziehung zwischen Katze und Frau so besonders macht, bin ich mir doch sicher: Auch den verrückten Katzenmann und all seine mehr oder minder katzenvernarrten Freunde gibt es, wenn sie sich auch eher im Verborgenen aufhalten. Ein weiterer Band mit dem Titel „Katze liebt Mann liebt Katze“ erscheint mir darum nicht nur möglich sondern wünschenswert. Mit Katzengeschichten ist es schließlich ähnlich wie mit den Samtpfoten selbst: Die einen schleichen sich leise an während die andern eher polternd ins Leben treten. Alle aber hinterlassen bleibende Eindrücke und den Wunsch nach mehr.
Buchinformation:
Ruth Rybarski (Hg.)
Katze liebt Frau liebt Katze
Literarische Streicheleinheiten aufgelesen von Ruth Rybarski
Residenz Verlag
Februar 2011
240 Seiten, gebunden
19,90 Euro
ISBN 978-3701715701