Allgemeines Katzenernährung

Naturnahe Ernährung: Interview mit Angela Münchberg

Sie möchten Abstand vom Fertigfutter nehmen, BARF ist Ihnen aber zu kompliziert? Dann können wir Ihnen ein weiteres Ernährungskonzept vorstellen: Die „Naturnahe Ernährung“. Angela Münchberg ist ausgebildete Tierheilpraktikerin und Tierkommunikatorin (www.tierkommunikatorin.org). Im Cadmos-Verlag veröffentlichte sie unter anderem die Bücher „Kräuterbuch für Katzen“ und „Katzen homöopathisch selbst behandeln“, ihr neustes Werk „Katzen naturnah ernähren“ beschäftigt sich mit der artgerechten Katzennahrung abseits des Fertigfutters. Im Gespräch mit der Pfotenhieb-Redaktion erläutert Frau Münchberg ihr Konzept und klärt offene Fragen.

Sehr geehrte Frau Münchberg, Ihr 2007 erschienenes Buch „Katzen naturnah ernähren“ hat in der Katzenszene für Furore gesorgt. Keine Supplemente, keine komplizierten Berechnungen – kann artgerechte Katzenernährung wirklich so einfach sein?
Natürlich! Wir Menschen bilden uns immer ein, es besser zu können als die Natur – dabei bekommen wir doch immer die Retourkutsche. Denken Sie nur an die ganzen Krankheiten, die durch jahrelange Gabe von Fertigfutter entstehen…

Sie arbeiten auch auf der Grundlage von Rohfleisch. Was unterscheidet die „naturnahe Ernährung“ denn dann vom BARF?
BARFER nehmen für Berechnungen der Katzenmahlzeit Nährwertetabellen heran, um sicherzugehen, dass das Tier alles bekommt, was es für seine Gesundheit benötigt. Leider stammen diese Tabellen aus Studien mit Rindern und wurden einfach prozentual des Körpergewichts entsprechend auf Katzen und Hunde übertragen – an sich unsinnig, da das Rind ein Wiederkäuer und Katzen sowie Hunde Carnivoren, sind. Das erklärt aber wiederum, warum es in verschiedenen Tabellen verschiedene Angaben über die „angeblich“ nötigen Nährstoffe gibt. Um diesen Nährwerttabellen aber gerecht zu werden und dem Rohfleisch überhaupt die errechneten Vitalstoffe zufügen zu können, benötigt man Zutaten in nachvollziehbarer Dosierung – dieser werden dann in der Apotheke oder Reformhäusern als Nahrungsergänzung gekauft und bestehen fast immer aus synthetisch nachgeahmten Vitalstoffen. Bei der naturnahen Ernährung müssen keine synthetisch hergestellten Vitalstoffe supplimentiert werden um das Tier ausreichend damit  zu versorgen.

Wir versuchen, das natürliche Futtertier so gut nachzuahmen wie möglich – und zwar ohne synthetisch hergestellte Stoffe. Alles, was die Katze braucht, bekommt sie durch Fleisch, Innereien, Gemüse, Kräuter, Salate, Obst – eben auf natürliche Art. Schließlich marschiert kein Tier mit der Nährwerttabelle in der Hand los und stellt sich dementsprechend sein Beutetier zusammen…

In Ihrem Buch sprechen Sie sich aber auch für Zusatzstoffe wie Honig oder Gemüse aus, die eine Katze normalerweise nicht aus der Natur aufnimmt. Warum empfehlen Sie Katzenhaltern diese Futterkomponenten?
Gemüse und Getreide nimmt das Raubtier über den Magen- Darmtrakt des Beutetieres auf. So enthält der Magen-Darmtrakt einer Maus durchschnittlich 10- 15 Prozent an pflanzlichen Komponenten. Dieser Anteil wird dem Fleisch in der naturnahen Ernährung beigefügt.

Naturnah zu ernähren heißt aber nicht, alle Bestandteile im Original geben zu können – ansonsten müssten wir uns auf die Pirsch und unserer Katze eine Maus in den Futternapf legen. Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob Katzen in freier Wildbahn auch Honig zu sich nehmen; naturbelassener Honig enthält aber wichtige Vitalstoffe und hilft dem natürlichen Beutetier unserer Katze ein Stückchen näher zu kommen und sie mit Mineralstoffen und Vitaminen zu versorgen. Honig ist ein natürliches Antibiotikum, wirkt herzkräftigend, stärkt die Nerven und das Immunsystem. Er enthält wichtige Vitalstoffe, unter anderen Calcium, Magnesium, Eisen und Vitamin C. Einige Katzen mögen Honig, andere eher nicht, sondern bevorzugen eher Joghurt oder Quark – hier sollte man auf den individuellen Geschmack der Katze achten und die Mahlzeiten entsprechend zubereiten. Ganz wichtig ist aber, nur naturbelassenen Honig zu geben – die im Supermarkt erhältlichen Sorten können nicht den entsprechenden Gehalt an Mineralstoffen aufweisen.

Wie sieht es mit Milch aus? Der in der Milch enthaltene Milchzucker ist normalerweise für erwachsene Katzen unverträglich – was macht Milch zu einer wertvollen Komponente der von Ihnen vorgestellten Rezepte?
Erst einmal: Ich empfehle nicht grundsätzlich Milch als Nahrungsmittel – und wenn, dann bevorzugt Ziegen- oder Schafvorzugsmilch. Diese kommt der Laktosezusammensetzung der Katzenmilch näher als zum Beispiel Kuhmilch – vorzuziehen ist hier aber auf jeden Fall unbehandelte Milch, auf keinen Falls sollte sie pasteurisiert oder homogenisiert sein. Diese „Rohmilch“ enthält wichtige Stoffe für das ganzheitliche naturnahe Ernährungskonzept, so zum Beispiel Kalium, Natrium, Calcium, Eisen, Vitamin A.

Junge Katzen werden beim Säugen an Milch als Nahrung gewöhnt. Ihr Körper verliert im Laufe der Zeit die Fähigkeit, Milch zu verstoffwechseln –darum reagieren erwachsene Katzen mit Durchfall, erhalten Sie nach langer Zeit das erste Mal wieder Milch als Nahrungsmittel. Gewöhnt man die Katze aber langsam daran, gibt sich dieses in den meisten Fällen nach wenigen Tagen wieder.

Und was ist mit Vitaminen und Mineralstoffen, die der Organismus der Katze nicht selbst aus der Nahrung extrahieren oder aus Vorstufen herstellen kann – zum Beispiel Taurin?
In der Natur stehen einer Katze auch keine fertigen Vitaminpräparate zur Verfügung, sie nimmt alles, was sie braucht, aus dem Beutetier – egal, ob es Taurin oder Vitamin A ist. Für die Katze ist Taurin eine essentielle Aminosäure, die sie nicht selbst herstellen kann. Darum empfehle ich die Gabe bestimmter Innereien (z. B. Herz), um die Taurinversorgung sicherzustellen. Haben Sie gerade mein Buch zur Hand? Schlagen Sie am besten einfach einmal Seite 41 und 42 auf, da finden Sie alles weitere.

Sie nennen in Ihrem Buch des Öfteren eine bestimmte Baumrinde- und Seetangmischung. Was darf ich mir darunter vorstellen?
Die genannte Baumrinden-Mischung besteht im Besonderen aus Ulmenrinde. Diese enthält natürliche Heilstoffe (z.B. Gerbstoffe), die die Tiere auch in freier Wildbahn zu sich nehmen – bei Problemen mit dem Magen-Darm-Trakt zum Beispiel.

Wo kann man dieses Präparat beziehen?
Das in meinem Buch genannte Präparat kommt aus der Herbella-Serie der Firma Cdvet.

Ernähren Sie Ihre eigenen Katzen „naturnah“? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Ich besitze aktuell keine eigenen Katzen, bin aber mit naturnah ernährten Katzen aufgewachsen. Meine eigenen Hunde bekommen nur naturnahe Nahrung. Beim Schlachter eine Ortschaft weiter kann ich das Fleisch direkt in der Zusammensetzung bestellen, die ich benötige. Ich kaufe meistens so um die 20 Kilogramm und friere es portionsweise ein. Gemüse kaufe und bereite ich natürlich frisch zu.

Viele meiner Klienten füttern ebenfalls naturnah und wundern sich oft, wie gut die Tiere diese ursprüngliche Art der Ernährung annehmen und wie sehr sich der Gesundheitszustand zum Positiven verändert. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine nierenkranke Katze, deren Blutwerte sich nach Beginn der naturnahen Ernährung sehr schnell besserten.

Apropos nierenkranke Katze: Es wird oft kritisiert, dass Sie in Ihrem Buch nicht auf spezielle Ernährungskrankheiten eingehen.
Ja, das stimmt. Erst einmal war es recht schwer, alles zur naturnahen Ernährung auf die vom Verlag veranschlagten Seiten unterzubringen – Ernährungskrankheiten hätten hier einfach den Rahmen gesprengt. Zudem bin ich der Meinung, dass spezielle Krankheiten immer individuell behandelt werden müssen, hierzu brauche ich nähere Angaben zum Tier, den Blutwerten, aktuellen Ernährungsvorlieben und so weiter.

Frau Münchberg, wir danken Ihnen für das sehr nette Gespräch!

Weiterlesen: Buchbesprechung „Katzen naturnah ernähren“ von Angela Münchberg.

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MK

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