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Eine der am stärksten gefährdeten Katzenarten: Der iberische Luchs

Die am stärksten vom Aussterben bedrohte Katzenart ist weder der Schneeleopard noch der Tiger – sondern der Pardelluchs, heimisch auf der iberischen Halbinsel. Nur noch 350 Exemplare des „iberischen Luchses“ leben in der Wildnis Spaniens und Portugals. Darunter sind nur geschätzte 90 fortpflanzungsfähige Weibchen – ohne menschliche Hilfe ist das Überleben des Pardelluchs darum nicht gesichert. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN hat er darum einen festen Platz im Bereich „vom Aussterben bedroht“.

„Anders als ihre Vettern in Nordeuropa sind die Luchse in Spanien keine typischen Waldbewohner“, erklärt der WWF auf der Seite des Pardelluchses im Artenlexikom. „Sie brauchen eine abwechslungsreiche Landschaft mit Buschland, lichten Waldflächen und offenem Gelände. Doch Straßen, Bahntrassen und der Bau von Gas-Pipelines haben ihre Jagdreviere zerstückelt, so dass ein Austausch zwischen den einzelnen Populationen immer schwieriger wird. Und auf den spanischen „Autopistas“ endet die Brautschau für verliebte Luchse oft tödlich.“ Lauf offizieller Rekorde wurden im letzten Jahr allein in Spanien 21 Iberische Luchse auf der Straße getötet, sechs weitere erschossen, vergiftet oder fielen Fallen zum Opfer. Aufgrund der geringen genetischen Variabilität sind die mittelgroßen Katzen anfällig für Inzucht und Epidemien. Zudem sind sie auf Wildkaninchen als Beutetiere festgelegt. Studien haben gezeigt, dass Wildkaninchen im spanischen Bergland 56 Prozent der geschlagenen Beutetiere ausmachen, im spanischen Nationalpark Coto de Doñana sogar bis zu 79 Prozent. Die aufgrund der in den 1950er Jahren als humanogen freigesetzten Myxomatoseviren sinkende Population ihrer bevorzugten Beute führt so zu einer weiteren Dezimierung der Art. Und auch Luchse sind nicht vor Krankheit gefeilt: Die Infektion mit dem Felinen Leukämievirus gefährdet die Art weiter.

Der Bestandsrückgang der Pardelluchse ist dramatisch. Verschiedene Zuchtprojekte innerhalb Spanien und Portugal versuchen darum, der drohenden Vernichtung des Iberischen Luchses entgegenzuwirken – eines von ihnen im Jerez Zoo in Alicante, ein anderes wurde 2009 von der spanischen Regierung in Zarza de Granadilla gebaut. Sie konnten bereits klare Erfolge vermelden: 2012 und 2013 kamen in beiden Zuchtzentren jeweils 44 Luchskitten zur Welt. Habitatrestaurationen und eine dadurch zunehmende Hasenpopulation sollen die Wiedereinführung der Luchs in ihrem Ursprungsgebiet vereinfachen. So wurde der erste Pardelluchs 2009 aus Gefangenschaft in einen neuen Lebensraum in Andalusien überführt. Das Genom des iberischen Luchses ist seit August 2012 sequenziert und zeigt eine große Differenz zwischen zwei Populationen: Einer ursprünglicheren in Doñana und einer weiteren in Andujar. Eventuell kann eine Kombination beider Populationen die Lösung des Verlustes genetischer Variabilität sein.

Doch die Wiedereroberung ihres Lebensraum wird kein Spaziergang für den iberischen Luchs sein. Nur, wenn die Optimierung der sich entwickelnden Infrastruktur Spaniens und Portugals im Einklang mit der Natur zu realisieren, kann die „Reconquista“ durch den Iberischen Luchs gelingen.

Von über 100.000 Exemplaren Anfang des 20. Jahrhunderts zu unter 300: Die Geschichte des Pardelluchses zeigt, wie dramatisch sich eine Kombination aus Umgebungsfaktoren, Krankheiten und der Dezimierung der Nahrungsgrundlage auf die Entwicklung von Arten auswirken kann.

Zum Weiterlesen:
Iberischer Luchs: Rückkehr der Pinselohren
Artenlexikon WWF
Globalpost: This could be the first cat species to disappear in 2,000 years

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MK

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