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Wenn die Mieze zum Arzt muss: Tierkrankenversicherungen – muss das sein?

Jeder Katzenfreund kennt den Schreckensmoment, wenn die Routine-Untersuchung beim Tierarzt teurer wird, als gedacht – oder es beim Notfall keine Alternative zur Behandlung des geliebten Stubentigers gibt. Denn egal, wie gut man auf seinen Vierbeiner aufpasst: Einen Moment nicht aufgepasst, unters Auto gekommen, mit dem Nachbarskater gestritten oder auch nur eine Infektionskrankheit – Unfälle passieren und beim Tierarztbesuch können schnell einige Tausend Euro zusammenkommen. Mit speziellen Tierkrankenversicherungen kann sich der Katzenhalter zumindest zu einem kleinen Teil absichern. Doch lohnt sich das Ganze auch?

Katzenfreunde wissen, dass eine Katze mehr kostet als nur Futter und Katzenstreu. Denn es gibt Momente, vor denen man sich einfach nicht schützen kann. Eine Infektionskrankheit, ein Unfall oder eine bisher unerkannte Vorerkrankung reißen oft ein Loch in die Haushaltskasse. Denn wer rechnet schon mit 800 EUR für die Behandlung eines Knochenbruches, 400 EUR für eine Schwanzamputation, knapp 130 EUR für Medikamente und Untersuchung einer Mandelentzündung? Tierarztbesuche sind notwendig, aber teuer. Dennoch, wer eine Katze zur Familie zählt, sollte nicht darüber nachdenken, ob sich der Tierarztbesuch „lohnt“. Tiere sind keine Gegenstände und haben im Krankheitsfall einen Anspruch auf eine entsprechende Behandlung. Das kann teuer werden – doch wer will sein Tier schon leiden lassen, wenn die Kasse gerade leer ist?

Aufgrund modernster Medizintechnik stieg die Lebenserwartung gerade von Hauskatzen in den letzten Jahren immens. Damit werden auch altersbedingte Krankheiten wie Diabetes und Krebs immer wahrscheinlicher. Laut Angaben des Marktforschungsinstituts GfK wurde bei jedem siebten Vierbeiner schon einmal ein operativer Eingriff durchgeführt. Die medizinischen Möglichkeiten steigen, hiermit aber auch die Kosten für den Halter. Wer seine Tiere nicht nur artgerecht ernähren, sondern ihnen auch die notwendige medizinische Versorgung bieten möchte, muss dann oft tief in die Tasche greifen.

Katzenhalter, die sich finanziell absichern möchten, liebäugeln darum mit speziellen Tierkrankenversicherungen. Diese funktionieren ähnlich einer privaten Krankenversicherung für den Menschen: Der Besitzer zahlt monatlich einen kleinen Betrag ein, dafür übernimmt die Versicherung einen Teil der Tierarztkosten im Krankheitsfall. Das ist keine moderne Idee: „Mit dem Krankenschein zum Tierarzt“ brachte die Uelzener Versicherung im 1984 die erste Krankenversicherung für Tiere auf den Markt. Dennoch hat bisher nur etwa 1 Prozent aller Hunde- und Katzenhalter eine Versicherungspolice für ihr Tier abgeschlossen. Im Vergleich dazu verfügt beispielsweise in Schweden jeder zweite Hundebesitzer über eine Tierkrankenversicherung.

Prüfe, wer sich ewig binde – das gilt auch in Sachen Tierkrankenversicherung. Denn mit der Unterschrift unter dem Vertrag ist ein bestimmter Betrag in Monat angelegt – wird das Tier nicht krank, ist dieser Betrag natürlich verloren. Und wenn das Tier krank wird? Hier unterscheiden sich die verschiedenen Versicherungen und ihre Tarife. Wichtig zu wissen: Viele Tierkrankenversicherungen übernehmen nur einen Maximalbetrag im Jahr an Tierarztkosten, oft wird hier auch nur der ein- oder zweifache Satz der Gebührenordnung der Tierärzte erstattet. Dabei können Tierärzte bis zum dreifachen Satz berechnen – die Differenz muss der Katzenhalter zahlen. Bei einigen Versicherungen hat der Tierhalter die Wahl, ob er die Krankenversicherung für den ein- oder zweifachen Satz der GOT abschließt, natürlich richtet sich hiernach auch die Versicherungsprämie pro Monat. Zudem kann es einen bestimmten Eigenanteil geben. Auch mit einer Tierkrankenversicherung kann es im Krankheitsfall also teuer werden – der Katzenhalter allein trägt aber nicht das ganze Risiko. Für Medikamente und Operationen ist je nach Vertrag ein bestimmter Betrag vorgesehen. Wer auf Nummer Sicher gehen will, kann auch eine zusätzliche OP-Versicherung abschließen, die bis zu 100 Prozent der Operationskosten übernimmt, und zwischen verschiedenen Zusatzversicherungen wählen. Es gibt sogar eine Art Lebensversicherung: Im Todesfall zahlt die Versicherung einen bestimmten Prozentteil des Kaufpreises, damit der Tierhalter die Kosten für eine tiergerechte Bestattung aufbringen kann – allerdings gibt es auch hier oft einen Maximalbetrag. Auch für Züchter gibt es spezielle Tarife, so kann die Versicherung zum Beispiel die Kosten eines Kaiserschnittes, Ultraschalluntersuchungen und die Behandlung von Gebärmutterkomplikationen übernehmen.

Welche Leistungen enthalten sind und welche nicht, ist Vertragssache – darum sollten Tierhalter genau überlegen, welche Leistungen sie benötigen und hiernach die jeweilige Krankenversicherung auswählen. Auch die Vertragsbedingungen sollten aber genau geprüft werden, denn hier gibt es jede Menge Stolperfallen. So ist oft ein Höchst-Eintrittsalter für Tiere festgelegt. Bei besonders gefährdeten Katzenrassen wie Abessiner, Havanna, Maine Coon, Nebelung, Oriental Longhair, Oriental Shorthair und Persern ist dies oft niedriger als bei anderen Rassen. Die Behandlungskosten chronischer Krankheiten werden in den meisten Fällen nicht übernommen, manchmal besteht der Schutz nur bei einer vollen Immunisierung gegen Katzenschnupfen, Katzenseuche, Tollwut und Leukose. Zudem unterscheiden sich die Tarife von reinen Wohnungskatzen und Freigängern bei einigen Anbietern immens. Für Pfotenhieb-Leserin Melanie Böttche, Halterin von Freigängerkatzen, war dies der Grund, sich gegen eine Versicherung zu entscheiden. „Die jährliche Routineuntersuchung hätten wir ohnehin selbst tragen müssen, ebenso die Impfungen, die bei Freigängern neben Katzenschnupfen und -seuche ja auch noch Tollwut und Leukose umfassen. Auch die Kastration hätten wir selbst tragen müssen. Insofern hatten wir ohnehin Kosten und hätten dann noch hohe Beiträge für eine Versicherung zahlen müssen.“ Melanie Böttches Katzen hatten bisher primär Bissverletzungen, ein Abszess war mit einem kleinen Eingriff gut zu behandeln. „Wir haben einen Blasenkater, der schon öfter in Behandlung war, leider auch mit einem Katheter unter Vollnarkose. Trotzdem muss ich sagen, dass wir mit der Bezahlung der Behandlung wesentlich günstiger liegen als mit einer Versicherung. Die Angebote, die ich damals angeschaut hatte, wären mit dem Alter der Katze oder eben häufigen Behandlungen sehr teurer geworden.“ Der Aufschlag auf Freigängerkatzen ist ihrer Meinung nach eine Risikoabwälzung auf den Tierhalter.

Auch, wer einen Tag nach Vertragsunterzeichnung zum Arzt läuft und mit einer Übernahme der Kosten rechnet, irrt. Denn viele Versicherungen schreiben Mindest-Wartezeiten von bis zu 30 Tagen vor, erst dann werden tierärztliche Kosten übernommen. Bei Unfällen zahlen die meisten Versicherungen aber schon ab dem ersten Tag.
Zum Schluss bleibt die Frage: Was kostet das alles? Für eine Krankenversicherung einer Katze sind etwa 13 bis 25 EUR im Monat zu berappen, dazu kommen eventuell noch Kosten für Zusatz- und OP-Versicherung – falls gewünscht. Katzenhalter können also pro Jahr gute 300 EUR in eine Tierkrankenversicherung investieren. Ob sich das Ganze auszahlt oder man das Geld lieber anlegt, ist ein reines Rechenexempel: Wie viel gebe ich für Tierarztbehandlungen im Jahr aus, was könnte ich sparen? Eine Versicherung lebt davon, dass einige mehr in Anspruch nehmen, als sie eingezahlt haben – und andere wiederum mehr einzahlen und wenig in Anspruch nehmen.

„Wir waren jahrelang mit beiden Katzen versichert. In den ersten Jahren klappte das wunderbar. Unser Kater entwickelte leider eine chronische Krankheit“, erzählt Pfotenhieb-Leserin Manuela Koster auf unserer Facebook-Fanpage. „Unsere Katze hingegen war und ist kerngesund. Die Versicherung gab einem einen Leistungszuwachs, wenn man die Versicherung das Jahr über nicht nutzte. Unseren Kater mussten wir dann leider mit 8 Jahren aufgrund von CNI erlösen und bei unserer Katze stand aufgrund eines gutartigen Tumors im Alter von 10 Jahren eine OP an.“ Wenige Monate später kündigte die Tierkrankenversicherung Manuela Koster – „Angeblich wegen Vertragsanpassungen! Man gäbe uns aber die Möglichkeit unsere „alte Katze“ erneut zu versichern. Fast dreifacher Preis und beim Leistungszuwachs hätten wir bei dem geringsten Betrag wieder starten müssen.“ Manuela Koster entschied sich dagegen und legte ein Sparbuch an, auf das sie jeden Monat 50 bis 100 Euro einzahlt. Ihr Fazit: „Eine Versicherung würde ich nie wieder abschließen!“

„Wir sparen für unsere zwei Katzen und den Hund auf einem Tierkonto monatlich Geld an. Das machen wir seit 10 Jahren und sind damit gut gefahren“, ist auch die Meinung von Tierhalterin Eva Röder-Bruns. Auch Ursel Barth hat sich gegen eine Versicherung entschieden. „Die „normalen“ Kosten wie Impfen etc. müssen so zu stemmen sein, sonst hätten wir keine Miezen aufnehmen dürfen.“ Für eine Operation würde Frau Barth auf einen Notgroschen zurückgreifen. Renate Gebel hingegen ist begeistert von ihrer OP-Versicherung. Ihr Fazit: „Ich habe alle meine Tiere OP-versichert und bin sehr zufrieden. Bei Versicherungsfällen wurde anstandslos gezahlt!“

Ob sich eine Krankenversicherung fürs Tier lohnt oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein genauer Blick in die Vertragsbedingungen ist essentiell. Nicht zuletzt ist auch eine Portion Zufall dabei, die richtige Entscheidung zu treffen…

Zum Weiterlesen:
Verhaltensmedizin – ein Teilbereich tierärztlicher Arbeit
Katzenleben mit Behinderung
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Leben Bauernhofschönheiten gesünder?
Vorsorgeuntersuchungen (nicht nur) für Senioren
Die kranke Katze: Wo hört Tierliebe auf, wo fängt Egoismus an?
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Artikel zur Katzengesundheit auf pfotenhieb.de

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