Aktuelles Katzenleben

Katzen und Kinder: Kein Ding der Unmöglichkeit!

Wenn Katzenfreunde Eltern werden, sorgen sie sich in der Regel mehr um das Wohlergehen ihres langjährigen vierpfotigen Begleiters als um die Einrichtung des Kinderzimmers… Wie wird die Katze mit der neuen Familiensituation zurecht kommen? Wie wird das Zusammenleben zu viert oder fünft werden? Familienleben mit Katze stellt bisher kinderlose Katzenhalter vor ganz neue Herausforderungen. Doch keine Sorge: Unmöglich ist es nicht und das Projekt „Familienkatze“ ist, mit ein wenig Humor genommen, sehr viel unkomplizierter und lohnender als befürchtet.

Katzeneltern haben es gut: Ihre Sprösslinge sind in der Regel nach einem Jahr aus dem Gröbsten raus. Bei Menschenkindern dauert das Erwachsenwerden doch etwas länger – und so werden die ersten Jahre nach der Geburt des neuen Familienmitglied zu einem wahren Abenteuer für Eltern und Haustiere.

Die Schwangerschaft
Die ersten Gedanken über die kommenden Veränderungen fangen meistens mit dem positiven Schwangerschaftstest an. Viele Online-Ratgeber bieten Tipps zur vorzeitigen Gewöhnung der Katze an die anstehende Veränderung an. Doch sagen Sie sich gesagt sein: Sie als werdende Eltern können sich nur bedingt auf die folgenden Monate vorbereiten, das gleiche gilt auch für Ihre Katze. Babygeschrei über Computerlautsprecher und offene Windeln des Nachbarkindes werden so nur wenig Effekt auf Ihre Katze haben und Ihnen die nächsten Monate im schlimmsten Fall nur gehörig vermiesen. Das gleiche gilt für wohl gemeinte „Ratschläge“ von Freunden und Familie.

Darum: Machen Sie einen Toxoplasmose-Test, entspannen Sie sich, legen Sie die Füße hoch und lassen Sie es Ihrer Katze je nach Lust und Laune auf der wachsenden Kugel bequem machen.

Die ersten Wochen
Plötzlich ist es soweit: Herrchen und Frauchen verlassen das Haus und kommen wenige Tage später mit einem schreienden, seltsam riechenden Bündel wieder… Eine Umstellung für Zwei- und Vierbeiner. Diesen Schock können Sie Ihrer Katze und auch sich selber nicht ersparen. Und so heißt es: Augen zu und durch!

Mit einem ernsthaften Schlafdefizit, erschöpft, müde und unsicher werden die ersten Tage nicht zu einem Kuschelfest für Ihre Katze werden. Versuchen Sie trotzdem, Ihrem Stubentiger neben den Notwendigsten, regelmäßig Wasser und Futter sowie einem sauberen Katzenklo ein paar Streicheleinheiten zukommen zu lassen – falls gewünscht. Denn während sich einige Katzen in Stresssituationen zurückziehen, vertrauen andere voll und ganz auf ihren Menschen und brauchen ihn nun umso mehr. Sollte Ihre Katze zu den anhänglichen Katzencharaktären gehören, sollten Sie sie darum nicht abweisen. Ihr Baby werden ein paar Katzenhaare auf der Nase nicht stören und Sie selber können ein paar Wohlfühlhormone und Streicheleinheiten gebrauchen. Katzenschnurren gilt als heilsam, mittlerweile haben wissenschaftliche Studien dies bestätigt.

Auch für unsere Stubentiger war die Geburt unserer Tochter Finja ein Sprung ins kalte Wasser. Beide reagierten auf völlig unterschiedliche Art und Weise: Unsere sensible, nervöse Sakura zog sich sofort zurück. Glückskatze Fleckli identifizierte das „Menschen-Kitten“ sofort als ihr neues Familienprojekt, putzte den lockigen Kopf der Kleinen mit Hingabe und saß beim Füttern immer an meiner Seite. Auch Sakura gewöhnte sich nach wenigen Tagen an das laute Bündel seltsamer Gerüche und lag von nun an mit Vorliebe direkt auf Finjas Decken und Spielzeugen. Getreu dem Motto: „Das war immer schon mein Revier – das wird auch weiterhin mein Revier sein!“ Typischerweise entdeckte sie so mehrere aufregende Schlafplätze: Vom Stoffbuch über den Kinderwagen über den Hochstuhl blieb keine kuschelige Oberfläche von Katzenhaaren verschont!

Egal, wie Ihre Katze reagiert: Lassen Sie ihr die Freiheit, zu wählen!

Wenn das Menschenbaby mobil wird
Genau wie Katzenjunge entdecken Menschenkinder ihre Umgebung ohne Rücksicht auf Verluste. In der Regel haben Sie ein paar Monate, bis Ihr Baby flügge wird, anfängt, zu krabbeln und schließlich zu laufen. Ist es endlich soweit, wird die plötzliche Mobilität aber nicht nur für Sie, sondern auch für Ihre Katze ein Schock sein.

Hat sich ihre Katze gerade an das windende, schreiende, stinkende Menschenkind gewöhnt, kommt nun eine weitere Dimension hinzu: Hilfe, das Teil bewegt sich auch! Nun ist nichts mehr sicher. Keine Fernbedienung, kein Buch – kein Katzenschwanz. Unterschätzen Sie diese Umstellung für Ihre Katze etliche Monate nach der Geburt nicht. Fast jedes Kind wird von Ihrem vierbeinigen Familienmitglied fasziniert sein. Das bedeutet auch: Eingehende Untersuchungen jeden Teils des Katzenkörpers, langsame und zunehmend schneller werdende Verfolgungsjagten und vielleicht auch die ein oder andere Erfahrung mit Katzenkrallen und –zähnen. Und auch die Erkenntnis, dass sich Kinderspielzeug gut als Katzenspielzeug eignet und anders herum…

Wie schon in den ersten Wochen und Monaten hängt die Erfahrung Ihrer Katze und Ihren Kindes sehr von Ihnen ab. Achten Sie nun nicht mehr nur darauf, Ihre Katze nicht zu vernachlässigen, sondern ermöglichen Sie es ihr jederzeit, sich zurückzuziehen. Dazu gehört beispielsweise auch, Ihre Katze nicht festzuhalten, damit Ihr Baby sie streicheln kann – egal, wie sanft. Körperkontakt sollte immer von beiden Seiten ausgehen. Sorgen Sie für zahlreiche Versteckmöglichlichkeiten. Legen Sie ein Kissen ins Regal und auf den Schrank, damit Ihre Katze jederzeit zwischen verschiedenen, sicheren Ruheplätzen wählen kann.

Genauso wichtig: Bleiben Sie immer positiv und erziehen Sie sowohl Ihre Katze als auch Ihr Kleinkind zu einem respektvollen, sanften Umgang! Zeigen Sie Ihrem Kind, wie der richtige Umgang mit einer Katze aussieht und dass es einen Unterschied zwischen sanftem Streicheln und grobem Grapschen gibt. Bestrafen Sie Ihre Katze nicht, wenn sie sich vor dem aktiver werdenden Menschenkind erschrickt, sich zurückzieht oder warnend faucht. Seien Sie konsequent, was den Grundsatz „keine Krallen“ angeht – Katzen sind soziale Tiere und verstehen in der Regel genau, was Sie mit einem scharfen, wohlplatzierten „Nein!“ meinen. Genauso sollten Schlagen, Treten und Schubsen von Menschenseite tabu sein.
Die Trotzjahre
Sie haben es geschafft! Ihr Kleinkind betrachtet Ihren Stubentiger als Familienmitglied, besteht auf regelmäßige Kuscheleinheiten und „Tee-Trinken“ mit Puppe und Katze. Mittlerweile hat sich auch Ihre Fellnase an das Menschenkind gewöhnt.

Doch die Arbeit endet nicht mit dem zweiten Geburtstag Ihres Kindes… Die als „Trotzphase“ bekannte Zeit wird nicht nur für Sie, sondern auch für Ihre Katze anstrengend sein. Eine weiter erhöhte Aktivität und eine gewisse Dickköpfigkeit stellt Katzeneltern vor neue Herausforderungen. Kleinkinder zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr möchten gerne, dass alles nach ihrer Pfeife tanzt – und müssen begreifen, dass auch Katzen ihren eigenen Kopf haben.

Unsere Tochter Finja bezeichnet Fleckli gerne als „Schwester“ oder „Tante“. Sie besteht auf gemeinsame Mahlzeiten, deckt Fleckli vor dem Zubettgehen zu und möchte gerne fünfmal täglich die Katzentoilette reinigen. Dabei kann sie aber gar nicht verstehen, dass ihre Fürsorge nicht immer auf Gegenliebe stößt. Wieso spielt Fleckli nicht mit den treffsicher auf dem Katzenbauch platzierten Duplo-Steinen? Warum weiß sie das hohe Miauen in „Katzen-Sprache“ nicht zu schätzen?

Auch, wenn sich die Situation ändert, bleibt der grundsätzliche Ansatz der gleiche: Auch, wenn Ihr Kleinkind nun sicher auf zwei Beinen steht, klettern und unters Bett schauen kann, sollten Sie Ihrer Katze genug kindersichere Rückzugsorte bieten. Bringen Sie Ihrem Kind einen respektvollen, sanften Umgang mir Ihrem Stubentiger bei. Und stellen Sie klar, dass hohes Kreischen den Katzenohren ganz besonders weh tut…

Spielen dagegen ist erlaubt. Ihr Kleinkind ist nun alt genug, eine Katzenangel zu halten, Bälle zu werfen und Fellmäuse und Katzenleckerli zu verstecken. Gemeinsames Spiel verbindet auch Katze und Kind! Kurz nach Finjas erstem Geburtstag lebte kurzzeitig Joni bei uns, um unserer Fleckli nach dem Tod ihrer Katzenfreundin Sakura Gesellschaft zu leisten. Joni ist eine sehr aktive, aber auch sehr aggressive und dominante Jungkatze, unserer Tochter im Charakter sehr ähnlich. Nicht die beste Voraussetzung für eine Familienkatze? Absolut nicht! Wider Erwarten verstanden sich Finja und Joni hervorragend, unterhielten sich mit gemeinsamen Spielen und erkundeten die Wohnung zu zweit. Zu Kratzern kam es nie.

Wie geht es weiter?
Eltern zu werden ist eine Herausforderung – nicht nur für Sie, sondern auch für vorhandene Haustiere. Katzen sind sensible, besonders stressempfindliche Tiere. Darum sollte eine Zusammenführung von Katze und Baby behutsam erfolgen – nicht nur beim ersten Kontakt, sondern während jeder folgenden „Phase“. Doch keine Sorge: All die Arbeit lohnt sich! Das Leben mit Katze ist eine Bereicherung für jedes Kind – und das Leben mit Kind eine interessante Herausforderung für jede Katze.

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MK

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