Aktuelles Katzengesundheit

Zecken – die Vampire unter den Parasiten

„Ihre“ Zeit ist nicht mit den ersten Frühlingstagen vorbei. Sie lauern im hohen Gras und auf Bäumen, sie können Katz und Mensch gefährlich werden: Zecken. Was hilft gegen die kleinen Blutsauger? Kann man auf die handelsüblichen Spot-Ons vom Tierarzt vertrauen oder setzt man besser auf Hausmittel?

Zecken sind eine Überfamilie innerhalb der Milben (Acari) und gehören wie diese zu den Spinnentieren (Arachnida). Die am häufigsten in Deutschland vorkommende Zeckenart ist der „Gemeine Holzbock“, insgesamt gibt es aber über 650 Zeckenarten.

Zecken legen wie die meisten Spinnentiere Eier, die meistens im langen, hohen Gras abgelegt werden. Aus ihnen schlüpfen die so genannten „Larven“, die sich nach ihrer ersten Blutmalzeit zur „Nymphe“ häuten. Nach einer weiteren Blutmalzeit häuten sich diese noch einmal und werden zur adulten Zecke – die Merkmale sind neben einem verhärteten Chitinpanzer spezielle Mundwerkzeuge: Zwei Kieferklauen, mit denen die Zecke die Haut des Wirtstieres aufritzen kann, und mit einem Widerhaken ausgestatteter Stechapparat, mit dem sie sich in die Haut einbohren kann.

Zuerst jedoch muss die Zecke das Wirtstier finden – dieses geschieht über das so genannte „Haller’sches Organ“, einen an den Beinen lokalisierten Chemorezeptor, der auf Stoffe wie Kohlendioxid und Buttersäure reagiert, die das Wirtstier beim Atmen oder Schwitzen abgibt. Hat die Zecke ihren Wirt entdeckt, krabbelt sie so lange auf dem Körper umher, bis sie die ideale Einstichstelle gefunden hat. Beißt beziehungsweise sticht sie zu, gibt sie zudem einen gerinnungshemmenden Speichel ab, um die Nahrungsaufnahme zu erleichtern. Dieser enthält auch einen sogenannten „Kleber“, der die Mundwerkzeuge fest in der Haut des Wirtstieres verankert und eine Art Betäubungsmittel ist.

Zecken verbleiben im Gegensatz zu Mücken oder Bremsen mehrere Tage auf ihrem Wirtstier, dieses soll davon möglichst nichts merken. Um die körpereigene Abwehr des Wirtstieres an der Einstichstelle zu unterbinden, wird zudem noch ein gerinnungshemmender Stoff gespritzt. Die Zecke kann aber nur einen Teil des Blutes verdauen, sie filtert die für sie nahrhaften festen Bestandteile des Blutes heraus. Überschüssige Flüssigkeit gibt sie wieder über ihren Stechapparat an den Wirt zurück. So werden Zecken allerdings sehr schnell zum Überträger ernsthafter Krankheiten wie Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), aber auch exotischerer Infektionen wie dem Rocky-Mountains-Fleckfieber. Ein Zeckenstich ist somit für Tier und Mensch eine ernste Angelegenheit und sollte nicht wie ein einfacher Mückenstich abgetan werden!

Doch kommen wir nun zum praktischen Teil: Was kann man gegen diese Blutsauger, die zudem noch etliche Krankheiten übertragen, tun?

Der Handel schläft nicht und bringt stetig Produkte gegen die Zecken- und Flohplage auf den Markt. Die meisten Mittelchen helfen gegen Zecken, Flöhe und Haarlinge, oft aber mit unterschiedlichen Wirkungszeiten. Etliche Produkte sind verschreibungspflichtig und nur über den Tierarzt erhältlich, einige über den Zoohandel frei verkäuflich. Wurden vor Jahren hauptsächlich Zeckenhalsbänder verkauft, setzen die meisten Katzenhalter heutzutage auf so genannte Spot-Ons.

Die Flüssigkeiten werden in kleinen Mengen, oft enthält ein Applikator 0,5 ml Flüssigkeit, auf die Haut des Tieres aufgetragen, idealerweise im Nackenbereich. So kann die Katze die Flüssigkeit nicht ablecken und den Wirkstoff so oral aufnehmen. Das ist besonders wichtig, denn viele Inhaltsstoffe des Spot-Ons wirken zwar eigentlich spezifisch auf Insekten und Milben, sind aber dennoch nicht völlig unschädlich für Katzen. Vorsicht ist auch bei nur für Hunde zugelassene Mittel angemessen: Diese enthalten oft Permethrin, das Katzen aufgrund eines Enzymmangels nicht abbauen können! Eine Behandlung mit einem derartigen Mittel kann dementsprechend tödlich enden. Fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Tierarzt um Rat!

Fipronil
Häufiger Wirkstoff in den meisten Spot-Ons ist Fipronil, ein Insektizid aus der Familie der Phenylpyrazole. Fipronil reichert sich nach der Gabe in den Talgdrüsen an und wird so kontinuierlich an das Haar und die oberen Hautschichten abgegeben. Hier tötet es Lästlinge ab, bevor sie überhaupt „zubeißen“ können.

Der Vorteil: Fipronil wirkt als sehr spezifisches auf Parasiten. Das Kontaktgift gelangt über das Exoskelett in das Zentralnervensystem der Lästlinge, dort hemmt es die Gamma-Aminobuttersäure, den wichtigsten Transmitter im Nervensystem. Über die intakte Haut der Katze wird Fipronil dagegen nicht aufgenommen. Dennoch sollte man trotz umfangreicher Tests nicht alle Nebenwirkungen ausschließen – einige Katzenhalter berichten von Vergiftungserscheinungen nach der Benutzung entsprechender Präparate. Wichtige Vorsichtsmaßnahme ist hier unter anderem die genaue Auftragung auf den Nacken der Katze – wohl die einzige Stelle, an der sich diese nicht lecken und das Gift so nicht aufnehmen kann. Wichtig ist auch dafür zu sorgen, dass sich befreundete Tiere nicht gegenseitig putzen!

Ätherische Öle

Gerade frei über den Tierhandel käufliche Mittel enthalten oft ätherische Öle. Diese Mittelchen werden oft als natürliche Alternative zu verschreibungspflichtigen „Chemiekeule“ gesehen – trotzdem oder gerade deswegen ist hier aber Vorsicht geboten! Viele frei verkäufliche Mittel enthalten ätherische Öle wie Teebaum- oder Rihzinusöl, die für die Katze nicht nur durch die geruchliche Belästigung eine Qual sind. Sie können zudem auch toxisch wirken: Die meisten ätherische Öle können vom Katzenkörper nur sehr langsam abgebaut werden und werden so nach und nach im Körper angereichert.

Sie haben Recht: Auch in Spot-Ons, die Sie über den Tierarzt beziehen können, befinden sich nicht bedenkenlos anzuwendende Wirkstoffe. Allerdings werden diese Präparate oft nur auf den Nacken des Tieres aufgeträufelt, die orale Aufnahme in den Organismus und den Verdauungstrakt soll so verhindert werden. Frei verkäufliche Mittel dagegen sollen oft auf den gesamten Körper der Katze, von der Schwanzspitze bis zum Scheitel, aufgetragen werden, da viele ätherische Öle nicht wie zum Beispiel Fipronil in den Talgdrüsen angereichert werden. So können sie entsprechend leicht beim Putzen abgeleckt und aufgenommen werden. Hier ist Vorsicht geboten!

Neembaumöl
In Mode gekommen ist auch die Behandlung mit Neembaumöl. Neembaumöl stoppt das Wachstum und die Entwicklung von Spinnen und Milben und wirkt so insektizid, aus diesem Grund wird es auch zur biologischen Schädlingsabwehr in der Landwirtschaft verwendet.

Man hat über 40 verschiedene Bestandteile im Neembaumöl gefunden, die zusammen ein beeindruckendes Potential an Heilmöglichkeiten bergen. Hauptwirkstoff ist Azadirachtin, das die Larvenentwicklung zahlreicher Insekten hemmt. Für Wirbeltiere galt Azadirachtin lange Zeit als unschädlich, allerdings deuten wissenschaftliche Versuche mit Mäusen und Ratten auf chromosomenschädigende Effekte hin. Bisher gibt es noch keine weiteren Studienergebnisse, die Allzweck-Verwendung von Neembaumöl auch als Zeckenmittel sollte mit Vorsicht genossen werden, bis eindeutige Ergebnisse vorliegen.

Knoblauch

Oft wird Knoblauch als natürliches Insektenschutzmittel gepriesen. Mücken, Flöhe und Zecken würden den Geruch der Haut nicht mögen und das Tier fortan meiden. Das ist soweit richtig – leider kann die Verabreichung von Knoblauch aber weit reichende gesundheitliche Schäden für Katzen und Hunde haben! Knoblauch und andere Zwiebelgewächse enthalten den Wirkstoff N-Propyl-Disulfid, der das Hämoglobin (rote Blutkörperchen), den Hauptbestandteil des Blutes, zerstört. Folgen sind Blutarmut und damit verbunden Kraftlosigkeit und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen.

Laut Tierärztlicher Universität Zürich reichen 2 Gramm frischer Knoblauch und 0,2 Gramm getrockneter Knoblauch pro Kilogramm Körpergewicht aus, um eine erwachsene Katze zu töten. Bei einer normalen Katze mit 4 Kilogramm Körpergewicht wären dies nur 8 Gramm frischer oder 0,8 Gramm getrockneter Knoblauch!

…also verwenden Sie lieber keine Zwiebelgewächse als Insektenschutzmittel.

Hefe
Hefe fördert die Gesundheit der Haut durch Vitamin-B-Komplexe. Diese aktivieren durch ihre spezielle Zusammensetzung den Hautstoffwechsel des Tieres – Flöhen und Zecken „stinkt“ das meistens. Alternativ zur Verfütterung reiner, biologischer Hefe gibt es auch Ergänzungsfutter in Tablettenform, das die Hautgesundheit fördern und so Ektoparasiten wie Zecken und Flöhe abhalten soll.

Hefe ist eine gute Möglichkeit für alle, die den handelsüblichen Spot-On-Präparaten skeptisch gegenüber stehen. Dennoch, einen kleinen Wehmutstropfen gibt es: Die Zecken werden nicht wie bei einigen Spot-Ons direkt beim Kontakt mit dem Tier abgetötet, sondern können trotzdem noch in die Wohnung ge- und auf den Menschen übertragen werden…

Sie sehen: Es gibt leider nicht die perfekte Methode, um Zecken loszuwerden. Jeder von Ihnen muss hier selbst entscheiden, welches die richtige Methode für seine Katze und sich selbst ist. Bitte schauen Sie genau auf die Packungsbeilage und lassen Sie die Hände von für Katzen schädlichen Präparaten, auch wenn der Hersteller fünfmal einen „natürlichen Ungezieferschutz“ verspricht!

Wenn sie angebissen hat
Aber was ist, wenn es für eine Prophylaxe zu spät ist und die kleinen Blutsauger schon angebissen haben? Handelsübliche Zeckenzangen helfen Ihnen beim säuberlichen Entfernen des Parasiten, geübte Naturen können diese auch oft ohne Hilfsmittel entfernen, ohne dabei den Kopf der Zecke abzureißen. Nehmen Sie im Zweifelsfall aber lieber eine Zeckenzange zur Hilfe, die Beißwerkzeuge der Zecke sollten nämlich keinesfalls in der Katzenhaut belassen werden.

Auch von Methoden wie Beträufeln mit Öl sollten Sie Abstand nehmen – in ihrem Todeskampf gibt die Zecke ansonsten sämtliches im Körper vorhandenes Sekret und hiermit auch eventuell vorhandene Krankheitserreger in die Wunde ab. Wenn Sie keine Zeckenzange zur Hand haben, tut es auch eine normale Pinzette – greifen Sie am besten direkt über der Haut an und ziehen die Zecke vorsichtig heraus. Übrigens: Da der Stechapparat einer Zecke mit den vielen Widerhaken kein Gewinde besitzt, muss beim Entfernen weder rechts noch links gedreht werden. Haben Sie die Zecke entfernt, entlassen Sie diese möglichst nicht wieder in die freie Natur. Zecken können bis zu zehn Jahre ohne Blutmahlzeit ausharren – der kleine Blutsauger wird Ihnen sicherlich spätestens im nächsten Jahr wieder in die Wohnung getragen!

Trauen Sie sich das Entfernen einer Zecke noch nicht zu, hilft Ihnen Ihr Tierarzt sicherlich gerne und zeigt Ihnen eine einfache Methode, wie Sie Ihre Katze von dem Lästling befreien können.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Katze einen zeckenfreien Sommer!

Tipp:
Unter https://www.zecken.de finden Sie weitere Informationen zu den kleinen Blutsaugern, zudem eine 3-D-Ansicht einer Zecke, diverse Videos und eine genaue Anleitung zum Entfernen.

Zum Weiterlesen:
Oh Schreck, ein Floh!

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MK

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