Katzengesundheit

TTouch oder Intensiv-Streicheln?: Interview mit Bibi Degn

Pfotenhieb hat mit Bibi Degn, TTouch-Instruktor und Leiterin des TTeam-Gildenbüros in Deutschland, über die TTouch-Methode (zum Artikel) gesprochen, die es schon seit 30 Jahren in Deutschland gibt.

Sehr geehrte Frau Degn, Sie sind TTeam-Instruktor für Pferde und Hunde. Was ist die Tellington-Methode überhaupt und seit wann gibt es sie in Deutschland?

Die Tellington-Methode ist eine ganzheitliche Ausbildungsmethode für Tiere, die sich positiv auf die emotionale und physische Gesundheit von Tier und Mensch auswirkt. Diese Methode gibt es seit 30 Jahren in Deutschland.

Soweit ich weiß, arbeiten Sie bei der Arbeit mit Pferden vor allem mit Bodenarbeit. Wie läuft das bei der Katze?

Bodenarbeit mit Katzen ist natürlich sehr schwierig, da die Katzen hier weniger beeinflussbar sind als Pferde oder Hunde. Einige unserer Kursteilnehmer und Practitioner versuchen sich spielerisch an einer Art Bodenarbeit für Katzen, sie locken diese durch Labyrinthe hindurch und ähnliches. Diese Art der Arbeit hat in der Tellington-Methode für Katzen aber keine besonders große Bedeutung, wir stützen uns hier mehr auf gezielte Berührungen, den Tellington-Touch, genannt TTouch. Dieser hat bei Katzen eine sehr phänomenale Wirkung.

Wodurch zeichnet sich der TTouch aus? Was ist der Unterschied zum „normalen“ Streicheln und Kraulen der Katze?

Der TTouch hat eine wesentlich höhere Qualität als gewöhnliches Streicheln und Kraulen. Streicheln und Kraulen ist eine wirksame und hilfreiche Sache, die sich auch auf Verhalten und Gesundheit der Tiere auswirkt. Gezielte Berührungen wie beim TTouch haben eine wesentlich tiefergehende Wirkung und helfen, Körper, Geist und Seele ins Gleichgewicht zu bringen.

Ist die Wirkungsweise auch wissenschaftlich belegt?

Es gibt zahlreiche Untersuchungen, so wissen wir um einige positive Auswirkungen des Tellington-TTouches, können aber hier auch nur an der Oberfläche kratzen. Wir sind absolut sicher, dass es hier noch viel mehr Wirkungen gibt, die bisher noch nicht wissenschaftlich belegt wurden. Zum Beispiel ist Linda Tellington-Jones überzeugt davon, dass der TTouch eine positive Wirkung hat, die auf Zellebene stattfindet – es gibt leider noch keine wissenschaftliche Methode, um diese nachzuweisen.
Bewiesen ist, dass der Tellington-Touch das Cortisol-Level der Tiere stabilisiert, somit Stress reduziert, den Blutdruck senkt und die Gehirnwellen positiv beeinflusst. Letzteres konnten wir durch Feldversuche nachweisen. Die Wissenschaft entwickelt sich diesbezüglich in Riesenschritten, in sofern wird es wahrscheinlich in Kürze weitere Ergebnisse geben.

Bei welchen „Problemfällen“ empfehlen Sie TTouch?

Wann immer ein Tier traumatische Erfahrungen gemacht hat, werden diese im Körper gespeichert und beeinflussen Psyche und Körper längerfristig. In sofern wissen wir, dass wir Geist und Körper leicht durch die Körperarbeit beeinflussen können. Katzen sind hier mein Lieblingsbeispiel, das ich auch gerne in Kursen und Workshops aufführe. Im Gegensatz zu Hunden und Pferden erreicht man bei Katzen sehr wenig mit negativer und nur etwas mit positiver Verstärkung. Konditionierung ist so relativ schwierig. Bei Verhaltensauffälligkeiten wie Unsauberkeit und Problemen mit kätzischen Mitbewohnern merkt man, welche phänomenalen Auswirkungen es haben kann, das Problem an sich gar nicht direkt anzugehen, sondern lediglich mit TTouch zu arbeiten. Hier kann die Berührung und Beschäftigung mit der Katze eine Menge erreichen. In vielen Fällen werden die Probleme gelöst, die Katze hat diese Verhaltensstörungen gezeigt, da sie außer Balance ist. Diese Balance kann man aber durch gezielte Körperarbeit wiederherstellen.

Hat das Ganze auch eine psychische Komponente?

Sicherlich. Die Tellington-Methode ist „sich kümmern“ auf einem hohen Niveau.

Kann jeder diese Methode erlernen?

Ja, oft reichen schon fünf Minuten Anleitung und man kann viel erreichen.

Gibt es auch spezielle Kurse für Katzenhalter, können sie sich auch zum TTeam-Lehrer ausbilden lassen?

Wir bieten auch eine dreijährige und sehr intensive Ausbildung zum TTouch-Practitioner an. Allerdings gibt es hier nur wenige Kurse speziell für Katzen. Oft hat die Ausbildung den Schwerpunkt Hund, alle unserer TTouch-Lehrer sind aber auch für die Katze ausgebildet.

Was unterscheidet die Arbeit mit Hunden oder Katzen?

Die Körperarbeit ist in großen Teilen sehr ähnlich und in geringen Teilen unterschiedlich. Hierauf weisen wir bei der Ausbildung auch explizit hin. Die Bodenarbeit entfällt natürlich bei der Arbeit mit Katzen.

Weitere Informationen:

Wer mehr erfahren will, findet unter www.tteam.de weitere Informationen sowie Adressen von ausgebildeten TTeam-Lehrern. Sehr empfehlenswert und informativ ist auch die Seite der österreichischen TTeam-Gilde: www.tteam.at.

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MK

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