Katzenzauber: Buchbesprechung „Eva Demskis Katzenbuch“ und „Auf Wiedersehen in Kenilworth“ von Peter Rühmkorf
Der Insel Verlag hat zwei besondere Bücher neu heraus gebracht: Eva Demskis Katzenbuch und Auf Wiedersehen in Kenilworth von Peter Rühmkorf. Darin geht es um Katzen, die verzaubert werden und solche, die selbst über magische Kräfte verfügen.
von Helena Schneider
Spätestens seit Der gestiefelte Kater wissen wir es: Katzen sind Zauberwesen. Sie können mit den Augen sprechen, sich unsichtbar machen und uns direkt ins Herz sehen. Von diesen besonderen Fähigkeiten der Samtpfote handelt Eva Demskis Katzenbuch. Von Lulu, die ihrer Untergebenen erklärt, was Freiheit bedeutet; von Emma, die eigentlich Aristokratin ist und daher auch ganz anders heißt; und nicht zuletzt vom Kater mit der goldenen Pfote, der u.a. welke Blätter in Mäuse verwandeln kann.
Die Lektüre von Eva Demskis Katzenbuch ist wie der Besuch bei einer alten (Katzen-)Freundin. Erst wird ein bisschen geplaudert, dann werden Geschichten erzählt und sogar Gedichte vorgetragen. Und zwischendurch immer wieder: Bilder aus alten Zeiten hervorgeholt (kleine Glanzlichter: die witzigen und treffenden Zeichnungen von Tomi Ungerer!). Wenn man geht, nimmt man eigentlich nichts Neues mit, aber zu Hause erinnert man sich gerne zurück, schmunzelt und denkt sich: Ja, so ist das mit uns, den Menschen und den schnurrenden Vierpfötern.
In Peter Rühmkorfs Katzenmärchen Auf Wiedersehen in Kenilworth dagegen sind es nicht nur die Menschen, die verzaubert werden, sondern auch die Katzen selbst. Jam McDamn, der Verwalter von Schloss Kenilworth, und seine Katze Minnie werden vom hauseigenen Gespenst Nickel von Kenilworth verhext: Der eigenbrötlerische Herr in einen grau melierten Kater, die hinreißende Katzendame dagegen in ein bernsteinblondes Mädchen. Doch damit nicht genug – der Kater landet in Italien und muss sich dort unter zahlreichen Rivalen behaupten, das Mädchen verschlägt es bis nach Indien, zum Zaubermeister Rhama Singh…
Besteht Eva Demskis Besonderheit in dem nachdenklichen Erzählton, so ist es bei Peter Rühmkorfs Katzenmärchen die Sprache. Was auf den ersten Blick ein bisschen antiquiert wirkt, entfaltet im Laufe der Handlung seine volle Wirkung: Fabulierlust, Poesie und der ganz eigene Humor des Autors. Und ehe man sich versieht, ist man mittendrin in einer Welt, die an die Märchen aus Tausendundeine Nacht erinnert.
Fazit: Beide Bücher sind intelligent, unterhaltsam und faszinierend – und daher absolut empfehlenswert. Nicht zuletzt weil kleine, eher beiläufig eingestreute Weisheiten, wie folgendes Zitat aus Eva Demskis Katzenbuch, uns den Zusammenhang zwischen der Samtpfote und den Märchengeschichten vor Augen halten: „Wenn es die Katzen in diesen kühlen, leistungsorientierten, betonierten Zeiten nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Wahrscheinlich bräuchten wir ohne sie doppelt so viele Psychiater wie wir eh schon haben.“
Eva Demskis Katzenbuch
mit Zeichnungen von Tomi Ungerer
insel taschenbuch 3654, Broschur, Dezember 2010
89 Seiten
ISBN: 978-3-458-35354-6
Preis: 6,00 Euro
Peter Rühmkorf: Auf Wiedersehen in Kenilworth
Ein Katzen-Märchen
insel taschenbuch 3655, Broschur, Dezember 2010
119 Seiten
ISBN: 978-3-458-35355-3
Preis: 7,00 Euro