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Fertigbarf: Eine Alternative zur Dosennahrung?

Rezepte recherchieren, frisches Fleisch vom Metzger holen, Zutaten schnibbeln, Supplemente abwiegen, gut durchmixen, Portionen abpacken und ab in den Gefrierschrank: Bisher war Rohfütterung mit viel Arbeit verbunden. Wer diese scheute, sich nicht für tiefergehende Recherchen, Nährstoffrechnerei und das genaue Abwiegen von Supplementen begeistern konnte oder keine große Gefriertruhe sein Eigen nannte, war in der Regel besser mit Fertigfutterprodukten bedient. Nun erobert ein neuer Trend den Markt: „Convenience BARF Produkte“. Ist die einfache Art der Rohfütterung eine gute Alternative zum Fertigfutter?

Rohfutter nimmt einen immer größeren Teil des Tierfuttermarktes ein. Grund ist ein Umdenken der Tierhalter: Nach zahllosen Futterskandalen und dem weiteren Wachsen von Großkonzernen möchte man die Ernährung seines Tieres in die eigene Hand nehmen und wissen, was im Napf landet. Der umstrittene Konzern Mars Petcare beispielsweise ist unter anderem Eigentümer der Marken WHISKAS, ROYAL CANIN, NUTRO, SHEBA, DREAMIES, KITEKAT, PERFECT FIT, GREENIES, IAMS und EUKANUBA und kauft regelmäßig weitere Hersteller hochwertiger Futtermarken auf – da sinkt das Vertrauen des Verbrauchers stark. Doch die Alternative, Rohfütterung, ist nicht jedermanns Sache: Um alle Bedürfnisse der Katze zu decken, sind eingehende Recherchen und eine bis ins Kleinste durchdachte Zubereitung notwendig.

Das weiß auch die Tierfutterindustrie. Nicht umsonst erobern nach portionsweise eingefrorenem Fleisch nun auch „Fertig-Barf-Produkte“ den Markt. Portionsweise eingefroren und mit den nötigen Nährstoffen versehen eignen sie sich vor allem für Tierhalter mit wenig Zeit und wenig Platz im Gefrierschrank, die ihre Katzen dennoch gesund ernähren möchten. Den Start machten lokale Metzgereien, die ihre Produkte über das Internet vertrieben und tiefgekühlt primär in den Haushalt interessierter Hundehalter lieferten. Mittlerweile gibt es Fertig-BARF-Produkte auch für Katzen – und das nicht mehr nur über das Internet, sondern auch im lokalen Tierladen. Und die Menüzusammenstellung lässt auch Tierhaltern, die Rohfutter kritisch gegenüberstehen, das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wildragout mit Brokkoli und Kartoffeln – das hört sich doch fast nach einer zivilisierten Nahrung für Schleckermäulchen an!

Und auch die Zusammensetzung überzeugt im Gegensatz zu oft undurchsichtigen Inhaltsstoffen vieler Fertigfuttersorten. „Kitty’s Barfcomplete Kaninchenfleisch“ beispielsweise ist laut Hersteller eine „leckere Mahlzeit, die bei uns frisch produziert und danach sofort eingefroren wird.“ Die Zusammensetzung: 90 Prozent Fleisch vom Kaninchen (Muskelfleisch, Herz, Lunge, Leber, geringer Knochenanteil), 7 Prozent Karotten, 1 Prozent Weizenkeimöl, Lebertran, Algenkalk, Calciumphosphat, Seealgenmehl, Magnesiumcarbonat, Kräuter, Meersalz. Tierische und pflanzliche Nebenerzeugnisse und Abfallprodukte sowie Konservierungsmittel wie in den meisten Fertigfuttersorten sind hier auf jeden Fall nicht zu finden. Eine Fertignahrung wie hausgemacht? „Fertigbarf als Alleinfutter ist gegenüber dem frischen Zubereiten der Barf-Mahlzeiten eine zeitsparende und sichere Variante. Einmal aufgetaut ist das Fertigbarf direkt servierfähig. Lediglich die Zeit, die es zum Auftauen braucht, musst einkalkuliert werden“, erklärt auch die Firma „Barf-in-One“ auf ihrer Homepage. „Es ist zeitsparender, absolut hygienisch und planbar.“ Doch auch der Lieferant verzehrfertiger BARF-Nahrung gibt zu: „Natürlich gibt der Verbraucher ein Stück Kompetenz bei der Nahrungsauswahl wieder ab.“

Und genau hier liegt das Problem: Woher das Fleisch genau stammt, ist nur selten nachzuverfolgen. Und so bleibt ein Stück Zweifel. Enthält die bequeme BARF-Mahlzeit wirklich alles, was die Katze benötigt – und kein Billigfleisch, keine Füllstoffe oder andere suspekte Zutaten? Oder geraten Katzenhalter mit Fertigbarf-Produkten vom Regen in die Traufe? Übergeben Sie die Kontrolle über die Ernährung Ihrer Katze nun wiederum ab – nur für ein bisschen Bequemlichkeit und ein gutes Gewissen? Bisher bieten die großen Konzerne noch kein Fertig-BARF an, doch auch das ist nur noch eine Frage der Zeit. Und dann ist Vorsicht geboten. Denn auch Fertig-Rohfutter ist nur so gut wie sein Hersteller.

Ist Fertig-BARF eine gute Alternative zum Fertigfutter? Oder sind Sie ein Freund der traditionellen Rohfütterung? Wir freuen uns auf Ihre Meinung!

Zum Weiterlesen:
Futterskandale – ist BARF die bessere Lösung?
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Kalorienrechnerei für Faule: Der Nährstoffbedarf der Katze
Buchbesprechung „Natural Cat Food“
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MK

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