Allgemeines Katzengesundheit

Aloe Vera und grüner Tee – brauchen Katzen das wirklich?

Ein langes Leben, gesunde Haut, glänzendes Fell – immer mehr Futtermittelhersteller werben mit pflanzlichen Inhaltsstoffen, die der Katze von heute zu Gesundheit und Wohlbefinden verhelfen sollen. Doch was ist dran an Aloe Vera und Co.? Braucht die moderne Katze grünen Tee, um gesund zu bleiben oder sollen solche Inhaltsstoffe nur gesundheitsbewusste Dosenöffner zum Kauf verführen?

Die Phytotherapie oder auch Pflanzenheilkunde ist die älteste Heilkunst. Die erste Medizin, die sich unsere Vorfahren selbst verschrieben, bestand aus Pflanzen und Kräutern. Auch heute profitieren viele Menschen von deren heilender Wirkung. Ebenfalls im Tierreich ist das Fressen von Kräutern gegen bestimmte Beschwerden nicht unüblich. Dennoch: Diese Naturmedizin ist kein täglicher Nahrungsbestandteil. Tiere wählen je nach Bedarf sehr sorgfältig aus, was sie wann in welchen Mengen zu sich nehmen. Sollte der Mensch da eingreifen und seinem Wohnungstiger die Entscheidung über diese Art der Selbstmedikation abnehmen, ist höchste Vorsicht geboten. Es sollte auch nicht an der nötigen Kenntnis über die Wirkung von Salbei, Thymian und anderem sowie über deren Nebenwirkungen mangeln.

Die gebräuchlichsten Pflanzen im Tierfutter und ihre Wirkung

Allgemein ist zu sagen, dass das Wissen über die Wirkung von Kräutern nicht ohne weiteres vom Menschen auf seinen vierbeinigen Begleiter übertragen werden kann. Was dem Menschen hilft, kann der Katze schaden. Deshalb wäre es falsch, ein Futter mit Inhaltsstoffen zu kaufen, die man für sich selbst schon für gut und wirksam befunden hat, denn Katzen verstoffwechseln manche Dinge anders als der Mensch. Auch ein Grund, warum die Pflanzenheilkunde nicht in unerfahrene Hände gehört.

Zunächst einmal sollen hier aber die Pflanzen vorgestellt werden, die noch am unbedenklichsten im Katzenfutter sind. Dazu gehört zum einen Aloe Vera, die für gesunde Haut, glänzendes, weiches Fell und eine ganze Reihe von kleineren Wehwehchen sorgen soll. Die Tierheilpraktikerin Yvonne Heiler hat sich einige Zeit intensiv mit natürlichen Futtermittelzusätzen beschäftigt und daher kennt sie auch die Nebenwirkungen dieser populären Wunderpflanze: „Aloe Vera in Futtermitteln ist lediglich ein Hype. Bereits beim Menschen geht der Boom zurück, weil man erkannt hat, dass das in Aloe Vera enthaltene Aloin Durchfall und Magenreizungen hervorruft. Katzen reagieren auf Aloin genau wie der Mensch.“

Aloe Vera ist also sozusagen eine Ausnahme unter den „Futterpflanzen“. Beschäftigt man sich mehr mit dem Wirken der beliebtesten Pflanzen im Katzenfutter, stellt man schnell fest, dass viele der Kräuter bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts helfen oder den Appetit anregen sollen. So zum Beispiel die entzündungshemmende Kamille, der beruhigend wirkende Fenchelsamen oder die nieren- und blasenreinigende Wegwarte (Zichorie). Zusätzlich besitzen zum Beispiel Salbei und Löwenzahn auch noch eine harntreibende Wirkung, was im Zusammenhang mit der im letzten Heft besprochenen Trockenfutterproblematik besonders interessant ist.

Aber: Nicht jede Katze reagiert auf solche Zusätze gleich. Was die eine gut verträgt, kann der anderen schon auf den Magen schlagen. Hochkonzentriert sind viele solcher „harmlosen“ Pflanzen giftig. Zwar kann davon ausgegangen werden, dass im Katzenfutter keine dermaßen hohe Konzentration vorkommt, dass sich die Katzen damit vergiften würden. Bei auftauchenden Unverträglichkeiten sollte das Futter jedoch auch gezielt auf scheinbar so harmlose Inhalte untersucht werden.

Cranberries, Algen und Co.

Besonders in Trockenfutter kommen immer wieder Substanzen zum Einsatz, die den Harn ansäuern sollen, um möglichen Blasen- und Nierenleiden vorzubeugen. Immer beliebter werden dabei Cranberries – die auf natürliche Art antibiotisch wirken – und andere Beeren, die von Natur aus reich an Vitamin C sind. Auch Hagebutten werden inzwischen gerne vorbeugend dem Futter zugegeben. Allerdings ist die positive Wirksamkeit von Cranberries und ähnlichem auf die kätzische Blase noch stark umstritten. Yvonne Heiler hierzu: „Cranberries im Katzenfutter können ein nützlicher Zusatzstoff sein, gerade wenn man gestresste, geschwächte oder heranwachsende Katzen hat. Cranberries enthalten nämlich viel Vitamin C. Katzen produzieren wohl selbst Vitamin C, allerdings in oben genannten
Situationen für den aktuellen Bedarf zu wenig. Übrigens profitieren Katzen mit Zahnfleischproblemen auch von einer zusätzlichen, katzengerechten Vitamin C Dosis. Umstritten ist dagegen, ob Cranberries auch bei Katzen vor Harn- und Nierensteinen schützen können. Umfassende und seriöse Studien liegen bisher noch keine vor.“

Ebenso kritisch sieht sie die Zugabe von Algen zum Futter. Algen enthalten sehr viel Jod, was viele Barfer nutzen, um den Jodbedarf ihrer Katzen abzudecken. Ein Zuviel könne jedoch ganz schnell zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen.

Von Barfern wie auch anderen Katzenhaltern wird immer wieder gerne Bierhefe verwendet, die auch zunehmend Einzug in Katzenfertignahrung erhält. Bierhefe ist ein sehr nützlicher Vitamin B-Lieferant, pflegt die Darmflora und sorgt für schönes Fell. Trotz der vielen positiven Eigenschaften ist aber auch Bierhefe ein Mittel, das in Maßen eingesetzt werden sollte.

Flohsamen (Psyllium) sind, richtig eingesetzt, ein gutes Mittel gegen Durchfall, da sie in der Lage sind, sehr viel Wasser zu binden. Als tägliche Gabe über das Futter sind sie insbesondere bei gesunden Katzen allerdings nicht geeignet. Flohsamen im Katzenfutter sind ein zweischneidiges Schwert, so Yvonne Heiler: „Einerseits sind sie ein guter Ballaststoff, der auch gegen Durchfall hilft, andererseits muss man eine ausreichende Wasseraufnahme der Katze gewährleisten, da Flohsamen sonst eine hartnäckige und nicht ungefährliche Verstopfung verursachen können.“ Besonders bei Trockenfutter für eine beschwerdefreie Katze sollte man daher auf Produkte, die Flohsamen enthalten, lieber verzichten.

Knoblauch und andere umstrittene Zusatzstoffe

Die Liste der umstrittenen Zusatzstoffe im Katzenfutter ist lang. Viele Kräuter haben neben positiven Eigenschaften auch durchaus unangenehme Nebenwirkungen. Petersilie, Thymian und Rosmarin sind beispielsweise absolut ungeeignet für tragende Katzen, da sie abtreibend wirken können. Zudem sind sie sehr geschmacksintensiv, was bei den Samtpfoten nicht unbedingt auf Zustimmung stößt.

Weintrauben und Rosinen sind absolut giftig für Katzen und gehören nicht in ein Katzenfutter. Etwas weniger giftig sind dann schon Knoblauch und Zwiebel, allerdings auch nicht ungefährlich: „Knoblauch und Zwiebeln enthalten N-Propyldisulfid, das schon in kleinen Mengen zu einer gefährlichen Blutarmut führen kann. Durch die Aufnahme von Zwiebeln oder Knoblauch zerplatzen die roten Blutkörperchen, was letztendlich die Anämie (Blutarmut) auslöst. Symptome sind Zittern, Erbrechen, Durchfall und sogar rötlich verfärbter Urin. Auch in irgendeiner Form zubereitete Zwiebeln oder Knoblauch verlieren diese schädliche Wirkung nicht. Futter, das Knoblauch enthält, sollte deswegen gemieden werden.“

Die scheinbar harmlose und gesunde Pfefferminze ist für Katzen unverträglich. Ginko als „durchblutungsfördernde Heilpflanze“ sollte nur zu diesem Zweck eingesetzt werden, da auch er schwach giftig ist. Ganz anders sieht es bei Yucca aus. Angeblich gut für das Immunsystem und einen gesunden Darm, soll sie Giftstoffe neutralisieren und somit Kotgeruch vermindern. Allerdings ist und bleibt sie eine Giftpflanze, die nichts im Katzenfutter verloren hat.

Die im grünen Tee enthaltenen Antioxidantien senken das Krebsrisiko, aber zu welchem Preis? Yvonne Heiler erklärt: „Grüner Tee sollte keinesfalls in Tiernahrung Verwendung finden. Zwar enthält er in geringer Menge Antioxidantien, die höher dosiert ein Krebsrisiko senken und entzündungshemmend sind. Allerdings weist grüner Tee auch Koffein und das für Katzen und Hunde giftige Theobromin auf. Theobromin wird von Katzen nicht verstoffwechselt und bei entsprechend großer Ansammlung davon im Körper, kann Herzversagen verursacht werden.“

Heilkräuter für die gesunde Katze?

Alle genannten Pflanzen haben eigentlich eine heilende Wirkung und sind genau wie die alternative Medizin zurzeit sehr in Mode. Dennoch werden sie meist Futtersorten beigefügt, die im Grunde für gesunde Katzen gedacht sind. Schädlich ist das in Maßen sicher nicht, aber auch nicht sinnvoll: „Stoffe, die Katzen permanent zugesetzt bekommen, verlieren ihre Wirkung auf den Organismus“, so Tierheilpraktikerin Yvonne Heiler.

Zudem können Katzen die in Pflanzen enthaltene Zellulose nur bedingt verdauen. Eine übermäßige Fütterung von pflanzlichen Inhaltsstoffen könne zu einem Vitamin B-Mangel führen, der sich durch Nervosität, Schuppen, ungepflegt wirkendes Fell und neurologische Probleme bemerkbar mache.

Auf Aloe Vera, grünen Tee und anderes kann und sollte darum verzichtet werden, wenn es um Katzenfutter geht. Viel wichtiger ist es, darauf zu achten, dass das Futter reichlich hochwertiges Fleisch und eine ausgewogene Supplemente-Mischung enthält.

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MK

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