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Die Kastration – kleiner Eingriff, große Wirkung

Viele denken mit Schrecken an den Tag, an dem es soweit sein wird: Die Kastration der eigenen Katze. Eine Operation unter Narkose! Risiken! Veränderungen im Verhalten! Übergewicht! Doch was stimmt wirklich?

Viele Katzenhalter sind der Meinung, eine Kastration sei Tierquälerei und „gegen die Natur“, da man der Katze ihren Geschlechtstrieb und das Mutterdasein nehmen würde.

Eine Frage des Tierschutzes?

Doch ist das richtig? Betrachten wir es einmal aus einem anderen Blickwinkel: Kastration trägt zum Tierschutz bei und ist heutzutage nur noch ein kleiner Routineeingriff, der sowohl der Katze als auch dem Besitzer und der Umwelt viele Vorteile bringt. In Tierheimen und auf den Straßen gibt es so viele Katzen, die kein Zuhause haben. Gerade im Frühling wächst die Zahl herrenloser Katzen ins Unzählbare. Ein Katzenpärchen kann in zehn Jahren bis zu 80 Millionen Nachkommen zeugen! Diese Masse kann unmöglich das Glück haben, ein artgerechtes, schönes Zuhause mit lieben Menschen und ausreichend Futter zu finden. Was passiert wohl mit denen, die übrig bleiben? Für den Tierschutz heißt Kastration zum einen, dass es weniger heimatlose, abgemagerte und kranke Tiere gibt und zum anderen, dass man sich besser um einzelne Katzenschicksale kümmern kann.

Sind „intakte“ Tiere glücklicher?

Für die Tiere an sich bedeutet der Geschlechtstrieb Stress. Er schwächt die Abwehrkräfte. Die weibliche Katze zeigt bei Rolligkeit auffälliges Verhalten: sie presst sich an den Boden, streckt das Hinterteil in die Höhe und ist dauernd in Bereitschaft. Darüber vergisst sie zuweilen zu fressen oder erbricht sich häufig und nimmt einiges an Gewicht ab. Sie ist ständig unruhig, wälzt sich hin und her und schreit mit röhrenden Lauten nach Katern. Wenn der Deckungsakt ausbleibt, kann es durch die hormonellen Veränderungen im Körper zu Erkrankungen wie Zysten, Gesäugetumoren oder Gebärmutterentzündung kommen.

Dieses Risiko ist bei Wohnungskatzen noch höher als bei Katzen mit Freilauf, da sie dauerrollig werden können und dadurch die nicht aktiven Phasen ausbleiben. Die Jahreszeit und die Tageslichtlänge sind Einflussfaktoren auf die Zyklusaktivität. In der Wohnung bleiben Klima- und Lichtverhältnissen jedoch ganzjährig relativ gleich.

Auf der Suche nach einer Partnerin legen Kater weite Strecken zurück und stecken die Grenzen ihres Reviers immer weiter ab. Sie streunen umher, überqueren Straßen und Wälder und sind unachtsam. So steigt auch die Gefahr von Auto- und Jagdunfällen. Nicht selten sind blutige Revierkämpfe und dadurch schlimme Wunden bis hin zu Abszessen. Auch schwere Krankheiten (FeLV, FIV…) können übertagen werden.

Werden Katzen kastriert, bleiben viele triebgesteuerten Verhaltensweisen aus und sie können doppelt so alt werden, weil sie ein ruhigeres und gesünderes Leben führen. Sie können sich auf die Futteraufnahme, das Schlafen, Erkunden, Kuscheln und Spielen konzentrieren. Kater verzichten in den meisten Fällen auf die übel riechenden Markierungen und haben ein geringeres Bedürfnis, draußen lange und ferne Ausflüge zu unternehmen. Sie konzentrieren sich auf die Jagd, der Aktionsradius verkleinert sich und die Katzen sind öfter zuhause. Außerdem sind sie weniger aggressiv und launisch gegenüber ihren Artgenossen. So werden auch Mitkatzen weniger belästigt und Mitmenschen nervlich geschont.

Der ideale Zeitpunkt

Der beste Zeitpunkt für die Kastration hängt davon ab, ob die Katze Freilauf hat, wie ihr Gesundheitszustand ist und ob sie schon geschlechtsreif ist. Viele Tierärzte raten dazu, nach Eintritt der Geschlechtsreife zu kastrieren, bei Kater also mit acht bis zehn Monaten, bei Katzen mit sechs bis neun Monaten. Mit ca. 80 Prozent des Körperendgewichts erreichen die meisten Katzen die Geschlechtsreife. Allerdings ist hier Vorschicht vor allgemeinen Angaben geboten: Im Herbst geborene Kätzchen werden zum Beispiel schon um einiges früher geschlechtsreif als ihre im Frühjahr auf die Welt gekommenen Artgenossen, hier kann eine frühere Kastration im Alter von drei bis fünf Monaten vonnöten sein.

Bei der Katze sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass sie zum Zeitpunkt der Kastration nicht gerade rollig ist. Das Blut ist dann im wahrsten Sinne des Wortes in Wallung, das Gewebe zu stark durchblutet und die Katze schwerer in tiefe Narkose zu legen. Das kann während der Operation zu akuten Schwierigkeiten führen, wie Blutungen und rissiges Eierstock-Gewebe. Man sollte mit der Operation bis mindestens sechs Wochen nach der Rolligkeit warten.

Frühkastration

Viele Tierheime und auch immer mehr Tierärzte setzen auf die Frühkastration. Die Katzen werden schon vor Eintritt der Geschlechtsreife kastriert, also mit ungefähr vier bis sechs Monaten. Der Vorteil hierbei ist, dass eine unerwünschte Trächtigkeit sicher vermieden wird, was gerade bei Freigängern oder Tieren, die Kontakt zu eventuell potenten Artgenossen haben, sicherer ist. Untersuchungen zufolge vertragen jüngere Tiere solche Eingriffe auch wesentlich besser und schneller.

Gegner der Frühkastration sind der Meinung, die Tiere würden sich nicht normal weiter entwickeln und zum Beispiel kleiner bleiben oder Harnsteine bekommen (durch nicht gut ausgebildete Harnwege). Das Verhalten würde negativ beeinflusst werden und bei Katern würde kein katertypisches Aussehen mit markantem Kopf entstehen.

Bewiesen werden konnten diese Argumente allerdings nicht und wurden durch tierärztliche Langzeitstudien sogar widerlegt. Die bekannteste Untersuchung ist sicherlich die der WINN Feline Foundation in Zusammenarbeit mit der American Veterinary Medical Association. Hier wurden Jungkatzen in drei Gruppen unterteilt und zu verschiedenen Stadien kastriert: Eine Gruppe im Alter von sieben Wochen, eine im Alter von sieben Monaten und eine nach Eintritt der Geschlechtsreife im Alter von etwa zwölf Monaten.

Hier fand man heraus, dass es einen Unterschied zwischen kastrierten und unkastrierten Katzen gibt – der Zeitpunkt der Kastration spielte hier aber keine Rolle. Die Operation jüngerer Kätzchen der Gruppe eins verlief problemloser als die älterer Katzen im Alter von sieben oder zwölf Monaten. Zudem hatte die Frühkastration nicht wie befürchtet negative Einflüsse auf den Durchmesser der Harnröhre oder das Körperwachstum: Der Harnröhrendurchmesser und die Körpergröße war bei allen ausgewachsenen Tieren der drei Gruppen gleich. Einen weiteren Unterschied gab es: Nach weiteren sieben Monaten waren die spätkastrierten Tiere der Gruppe 3 deutlich aggressiver. Weitere Informationen gibt es hier unter: https://www.winnfelinehealth.org

Oft wird auch darauf hingewiesen, dass sich bei frühkastrierten Katern der typische Katerkopf nicht ausbilden kann. Das stimmt nicht, denn die Ausbildung des Katerkopfes ist ausschließlich genetisch bedingt!

Der Eingriff und die Tage danach

Wenn es darum geht, einen Termin beim Tierarzt zu machen, sollte darauf geachtet werden, dass man selbst auch etwas Zeit einplant, um die Katze zum Arzt zu bringen und danach wieder abzuholen und zu versorgen. Viele Tierärzte legen Kastrationen gerne auf einen Freitag, damit sich die Katze am Wochenende im Beisein der Besitzer in Ruhe erholen kann.

Acht bis zwölf Stunden vor der Operation darf der Patient zwar Trinkwasser zu sich nehmen, aber nichts mehr fressen, denn in der Narkose sind die Schluckreflexe erlahmt und Mageninhalt könnte in die Lunge gelangen.
Bevor es losgeht, ist zu überlegen, ob bei der Samtpfote auch eine Zahnreinigung oder das Chippen notwendig wäre. So ließe sich der Stress durch einen weiteren Eingriff vermeiden.

Einfacher wird der Transport zum Tierarzt, wenn der kleine Patient schon an den Transportkorb gewöhnt ist. Manche Körbe besitzen oben eine Öffnung, so geht das hineinsetzen und herausholen einfacher. Als erstes wird der Tierarzt die Katze auf Narkosetauglichkeit untersuchen. Nur eine gesunde Katze darf der Belastung ausgesetzt werden. Dann wird das Narkosemittel entweder nach Gewicht dosiert oder es wird eine Kanüle in die Vorderpfote gelegt, um nach Bedarf zu narkotisieren. Je nach dem, wie stark die Narkose sein soll, wie die Atmung des Tieres ist und wie entspannt die Muskeln sind, bekommt die Katze die korrekte Menge und ist somit schneller wieder „fit“. Die Narkose stellt leider immer auch ein kleines Risiko dar. Die moderne Tiermedizin bietet aber ein hohes Maß an Sicherheit, sodass man sich darum eigentlich keine Sorgen machen muss. In den meisten Fällen kann man noch bis zur Narkoseeinleitung zur Beruhigung bei seiner Katze bleiben.

Dann wird eine Augensalbe verabreicht, damit die Bindehaut nicht austrocknet.
Bei einem Kater wird daraufhin der Hodensack rasiert und desinfiziert, dann angehoben und mit einem winzigen Schnitt geöffnet. Der Hoden wird herausgehoben, der Samenstrang abgebunden und ungefähr einen haben Zentimeter hinter der Abbindestelle durchtrennt. Wenn der Hoden ab ist, rutscht das Schnittende zurück in den Hodensack. Ein Zunähen ist hier meistens nicht nötig. Die „Entmannung“ des Katers geht recht schnell, nach 20 Minuten ist es überstanden. Die Kosten liegen bei etwa 60 Euro.

Bei der Katze dauert der Eingriff mit ungefähr einer Stunde etwas länger. Sie wird zuerst in Rückenlage auf dem Operationstisch fixiert. Der Unterbauch wird rasiert und desinfiziert. Hinter dem Nabel wird ein 1 bis 2 Zentimeter großer Schnitt gemacht, damit der Kastrationshaken ausreichend Platz zur Verfügung hat, um die Eierstöcke nacheinander an der Muskulatur vorbei aus der Bauchdecke zu holen. Diese werden dann abgeklemmt, abgebunden und entfernt. Auch hier gleiten die Schnittenden wieder zurück. Die Bauchdecke näht der Arzt mit einem selbstauflösenden Faden und die Nähte an der Haut müssen nach etwa zehn Tagen gezogen werden. Die Kastration der Katze kostet ca. 100 Euro.

Wenn die Patienten nach überstandener Operation wieder wach sind, können sie behutsam mit nach Hause genommen werden. Man sollte eine ebenerdige, ruhige und warme Stelle als Ruheplatz auszusuchen. Eine kleine Wärmflasche wird oft gerne angenommen. Die noch benommene Katze sollte keine Möglichkeit haben, irgendwo herunterzufallen oder sich an Gegenständen zu verletzen. Viele Decken, saugfähiges Material, ein Katzenklo und frisches Wasser in der Nähe reichen aus. Futter darf erst wieder zur Verfügung gestellt werden, wenn die Katze sich wieder sicher bewegt und normal verhält. Sonst besteht die Gefahr des Verschluckens und Erbrechens. Wenn es noch andere tierische Mitbewohner gibt, sollte man diese zunächst fernhalten. Die frisch operierte Katze hat durch den Aufenthalt beim Tierarzt einen anderen, fremden Geruch und könnte nicht wieder erkannt werden. Rangeleien kann das erschöpfte Tier jetzt nicht brauchen. Manchmal kommt es unter mehreren Katzen später zur Neusortierung der Rangordnung, das wird aber meistens ohne gröbere Kämpfe geregelt.

Wichtig ist, dass die Katze nicht zu sehr an der Wunde knabbert und leckt. Notfalls muss sie eine Halskrause tragen, um eine Entzündung oder ein Aufreißen der Wunde zu vermeiden. Sollte es dennoch zu Nachblutungen kommen, muss der Tierarzt noch einmal aufgesucht werden. Ob es der Katze gut geht, erkennt man gut bei Betrachtung der Farbe der Schleimhäute. Ein gesundes Tier hat gut durchblutete und damit kräftig (nicht blass!) rosa-farbige Schleimhäute.
Freigänger sollten nach der Operation ein paar Tage Hausarrest bekommen, damit alles gut abheilen und kein Schmutz in die Wunde kommen kann.

Eine Zeit der Veränderung?

Katzenhalter haben oft Angst, dass sich ihr Tier nach der Kastration vollständig verändern wird; einen anderen Charakter ausbildet, dick wird und dem Herrchen bzw. Frauchen die Operation übel nimmt. Das ist natürlich Unsinn. Durch die hormonellen Veränderungen im Körper der Katze tut sich zwar schon einiges, die Katze bleibt aber dieselbe. Viele Tiere werden meistens etwas anhänglicher, sind ausgeglichener und weniger stürmisch, verlieren aber nicht ihr Gemüt oder ihre Aktivität.

Da die Hormonschwankungen fehlen, sieht die Katze „gleichmäßiger“ und gesünder, durch den geringeren Energiegrundumsatz vielleicht etwas stämmiger, aus. Aus diesem Grund wird auf Ausstellungen auch immer zwischen kastrierten und nicht kastrierten Tieren unterschieden.

Das Risiko für Übergewicht steigt – das stimmt. Die Katze ist ruhiger und verzichtet auf lange, triebgesteuerte Ausflüge, ihr Hormonzyklus fällt weg, der Energiebedarf sinkt und der Stoffwechsel wird verlangsamt. Erhält ein kastriertes Tier genauso viel Futter wie vor dem Eingriff, wird dieses gleich in Fettreserven umgesetzt. Aus diesem Grund wird es umso wichtiger, auf die Ernährung zu achten. Hochwertiges Futter ohne Getreide und Zucker in den angegebenen Tagesdosen in Verbindung mit genügend Bewegung tragen viel dazu bei, dass die Katze kein Übergewicht entwickelt. Hier ist der verantwortungsvolle Katzenhalter gefragt. Denn wer erfolgreich Übergewicht verhindert, verringert das Risiko von Folgekrankheiten wie Verdauungsstörungen (Katze träger – Darm träger), Harnsteinen (weniger Bewegung – weniger Wasseraufnahme – weniger Urinabgabe), Diabetes oder Gelenkerkrankungen.

Alternativen

Es gibt neben der Kastration auch andere Methoden, unerwünschten Nachwuchs zu vermeiden.

Auch medikamentöse Zyklusunterdrückung, ob nun die Hormonspritze oder Tablette, ist wirksam und wird bei Züchtern angewandt, wenn ein Zuchttier gerade nicht trächtig werden soll. Gerade bei Tabletten muss strikt darauf geachtet werden, dass die Katze ganz sicher und zum richtigen Zeitpunkt ihre Pille schluckt und auch in sich behält.
Manche Katzen sind sehr kreativ und finden immer neue Wege, die Tabletten loszuwerden. Bisher gibt es auch noch keine Langzeitstudien darüber, wie sich die Hormongabe auf den Katzenkörper und dessen Rhythmus auswirken kann und ob manche Tumore und Stoffwechselkrankheiten nicht eine Nebenwirkung davon sein können.
Für die kontrollierte Zucht ist die medikamentöse Zyklusunterdrückung sicher kurzfristig eine Alternative, als langfristige Lösung eignet sie sich eher nicht.

Viele Menschen denken auch heute noch: Kater – Kastration, Katze – Sterilisation. Dabei sind das zwei völlig unterschiedliche Eingriffe. Bei einer Sterilisation werden die Eileiter der Katze bzw. die Samenstränge des Katers abgebunden oder durchtrennt und das Tier somit unfruchtbar gemacht. Doch die Hormone werden weiter produziert. Eine Katze wird weiter rollig, ein Kater geht weiterhin auf Suche nach der Dame seines Herzens und markiert nach Lust und Laune. Alle oben genannten Vorteile einer Kastration treten also nicht ein und es besteht sogar die Gefahr von tumorösen Veränderungen an den Eierstöcken. Kaum mehr ein Tierarzt in Deutschland führt eine Sterilisation bei Katzen durch. Die Kastration wird als beste, einfachste und vorteilhafteste Methode angesehen.

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Zum Weiterlesen:
Tierschutzbericht der Bundesregierung
Leben Bauernhofschönheiten gesünder?
Vorsorgeuntersuchungen (nicht nur) für Senioren
Die kranke Katze: Wo hört Tierliebe auf, wo fängt Egoismus an?
Selbstmedikation – Risiken und Nebenwirkungen
Artikel zur Katzengesundheit auf pfotenhieb.de

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MK

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