Katzenernährung

Nahrungsergänzungen: Was braucht meine Katze?

Sie machen mittlerweile einen Großteil des Umsatzes der Katzenfutterindustrie aus: Nahrungsergänzungen. Leckerlis, Pulverchen und Pillen sollen die Katze mit dem gewissen „Plus“ an Nährstoffen fit und gesund halten, mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen und vor Mangelerscheinungen bewahren. Doch laut geltender Lehrmeinung ist keine Supplementierung notwenig, wird nicht zu mehr als zwanzig Prozent Selbstgekochtes oder Rohfleisch gereicht. Wir haben einmal nachgerechnet!
Der Bedarf an Aufklärung ist hier groß. Was braucht meine Katze wirklich, was ist schon im Futter enthalten und welche Nährstoffe sind vielleicht sogar gefährlich?

Schauen wir erst einmal ganz genau nach, welche Vitamine und Nährstoffe unsere Katze überhaupt benötigt. Vitamine sind für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen lebensnotwendig – Unter- wie Überversorgung können zu schweren Krankheiten führen. Aus diesem Grund ist eine genaue Dosierung maßgeblich, wenn auch nicht einfach zu erreichen: Vitamine sind sehr empfindlich, sie werden durch Lagerung oder Einfrieren zum Teil zerstört. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig zu wissen, welche Vitamine eine Katze auch in der Natur mit dem Beutetier aufnehmen würde.

Das kleine Vitamin- ABC

Der kätzische Organismus arbeitet anders als der menschliche – so fehlt Katzen das Enzym Beta-Carotin-Dioxygenase, das Beta-Carotin in Vitamin A spaltet. Vitamin A ist wichtig für Augen, Zähne, Knochen, Fruchtbarkeit, Haut, Schleimhäute, Magen- und Darmgewebe. Da der Körper der Katze kein Vitamin A aus seinen Vorstufen gewinnen kann, sind Katzen auf die direkte Zufuhr von Vitamin A durch Nahrungsmittel angewiesen. Vitamin A wird im Körper gespeichert – eine Überdosierung kann durchaus gefährlich werden und führt unter anderem zu Gelenkschäden.  Die Quellenangaben zum Vitamin-A-Bedarf einer Katze schwanken und machen die korrekte Dosierung schwierig. Laut „Nutrient Profiles for Cats; Association of American Feed Control Officials. Offical Publication“ benötigt eine erwachsene, 3 Kilogramm schwere Katze benötigt etwa 5.000 IE/kg Vitamin A pro Tag. IE ist die Abkürzung für „Internationale Einheit“. Für jeden Stoff ist das Verhältnis zwischen Internationalen Einheiten und Masse oder Internationalen Einheiten und Stoffmenge anders. 1 IE Vitamin A entspricht etwa 0,300 µg, so dass die Ernährungsempfehlung etwa 1,5 mg Vitamin A pro Kilogramm Körpergewicht entspricht.
Vitamin E ist genau wie Vitamin A ein fettlösliches Vitamin – es wirkt als Antioxidans und schützt die körpereigenen Fette und Lipide vor einem Angriff freier Radikale. Vitamin E kann ebenfalls zu geringen Mengen im Körper gespeichert werden. Gute Quellen sind unter anderem Öle aus Mais, Soja und Erdnüssen – die meisten tierischen Nahrungsmittel bieten nur einen geringen Gehalt an Vitamin E. Dennoch: Katzen vertragen pflanzliche Öle nicht so gut, hier ist Vorsicht geboten! Eine erwachsene Katze benötigt etwa 2 mg Vitamin E pro Tag, trächtige Katzen oder Kitten entsprechend mehr. Ein Überschuss ist hier nicht so gefährlich wie bei Vitamin A und führt nur selten zu Vergiftungen.

Auch Vitamin C ist für den Organismus essentiell. Katzen bilden selber Vitamin C in der Leber aus Glucose – allerdings nur in ungenügender Menge, da der Katze eins der zwei zur Umsetzung benötigten Enzyme fehlt. Für ein effektives, funktionierendes Immunsystem und bei Stress, Krankheit oder im Alter steigt der Vitamin C-Bedarf der Katze an. Aus diesem Grund empfehlen Wissenschaftler älteren Tieren routinemäßig eine Zufuhr von 100-300 mg Vitamin C täglich. Wie auch beim Menschen scheidet der Körper überschüssiges Vitamin C aus – eine Überdosierung ist also unmöglich.

Mineralien für ein langes Katzenleben

Mineralstoffe sind wichtige Stoffe, die der Organismus nicht selbst herstellen kann. Da die Mineralstoffe nicht organisch und die Elemente meist als Ionen oder in Form anorganischer Verbindungen vorliegen, sind sie anders als einige Vitamine gegen die meisten Zubereitungsmethoden unempfindlich.

Calcium und Phosphor spielen eine wichtige Rolle für den Knochenstoffwechsel, ein Verhältnis von 1,1 bis 1,2 zu 1 wird als ideal angesehen. Für Katzen empfiehlt sich eine Calciummenge von 360 mg/Tag und eine Phosphoraufnahme von 300 mg/Tag.

Natrium regelt mit Chlor und Kalium den Wasserhaushalt und ist am Transport von Nährstoffen im Körper beteiligt. Auch hier ist eine ausgewogene Balance zwischen Natrium und Kalium lebenswichtig. Eine ausgewachsene Katze benötigt etwa 120 mg Natrium und Kalium pro Tag.

Proteine sind der für Katzen wichtigste Ernährungsbestandteil. Sie haben einen höheren Proteinbedarf als andere Haustiere – aus diesem Grund ist zum Beispiel Hundefutter für Katzen nicht ausreichend.

Aminosäuren sind die Bausteine der Proteine – ihnen kommen im Körper vielfältige Funktionen zu. Wirbeltiere können die meisten Aminosäuren selbst bilden, im Gegensatz zu Hunden und Menschen ist es Katzen aber unmöglich, die Aminosäure Taurin selbst herzustellen, sie müssen es aus der Nahrung aufnehmen. Taurin selbst ist ein Abbauprodukt der Aminosäuren Cystein und Methionin und lebenswichtig für den Organismus. So ist es unter anderem an der neuronalen Vernetzung des Gehirns im Wachstum beteiligt und reguliert die Calcium-Zufuhr im Herzen und somit den Herzschlag. Ein Mangel führt zu Blindheit, Unfruchtbarkeit, Wachstumsstörungen, Deformationen der Wirbelsäule und einer Störung des Immunsystems. Mittlerweile ist auch die so genannte „Dilatative Kardiomyopathie“, eine Versteifung des Herzmuskels, als Folge eines langjährigen Taurin-Mangelzustands bekannt. Die empfohlene Taurinmenge für eine Katze liegt bei 100 bis 200 mg pro Tag. Der Tauringehalt in purem Fleisch ist sehr unterschiedlich: Mageres Rindfleisch erhält fast enthält fast doppelt so viel Taurin wie eine Schweineleber.

Ob supplementiert werden muss oder nicht, hängt von der Futterqualität ab. Foto: Lisa Gomez Ringe

Alles schön und gut, doch welche Nährstoffe erhält eine Katze, die mit Fertigfutter ernährt wird? Mittlerweile füttern viele Katzenfreunde roh. Diese Besonderheit lassen wir jetzt aber außer acht, da der Katzenbesitzer bei der Rohfütterung den Nährstoffbedarf seiner Katze in der Regel selbst ermittelt und entsprechend sublementiert.

Wie viel Gesundes steckt im Fertigfutter?

Zum Vergleich haben wir eines der meistgefütterten Mittelklasse-Katzenfutter auf seinen Mineralstoffgehalt untersucht: Hills Feline Aduld Rind. Laut Herstellerempfehlung ist dieses Futter ein Alleinfutter, hier ist keine Zufütterung notwendig. Eine 3 Kilogramm schwere Katze benötigt 150 bis 200 Gramm Futter am Tag.
Zusatzstoffe laut Hersteller: 0,20 bis 0,25 Prozent Calcium, Phosphor 0,17 Prozent, Taurin 0,10 bis 0,14 Prozent, Natrium 0,07 Prozent bis 0,13 Prozent, Kalium 0,20 Prozent, Magnesium 0,017 Prozent, Vitamin A 6.800 – 28.300 I.E./kg .

Bei 200 Gramm Futter erhält die Katze so:
Calcium: 400 bis 500 Milligramm
Phosphor: 340 Milligramm
Taurin: 200 bis 280 Milligramm
Natrium: 140 Milligramm bis 260 Milligramm
Kalium: 400 Milligramm
Magnesium: 34 Milligramm
Vitamin A: 1.360 bis 5.660 I.E.

Dies ist nur eine Beispielrechnung – Sie können dies ganz einfach mit Ihrem Futter nachrechnen. Das getestete Fertigfutter enthält alle benötigten Mineralstoffe und Vitamine zu einem ausreichenden Maß, Vitamin A sogar im Übermaß. Hier besteht kein Grund zur Fütterung von Nahrungsergänzungen. Ganz im Gegenteil: Diese würden eher für einen Überschuss an diversen Stoffen sorgen und so die Entstehung von Krankheiten fördern. Die bei Katzenhaltern so beliebten Pasten sorgen so nicht nur für das gewisse „Extra“ an Vitaminen, sondern ganz im Gegenteil zu einem gefährlichen Überschuss.

Leider sind die Angaben der Zusatzstoffe auf den Katzenfutterdosen oft eher dürftig – für den Katzenhalter ist es schwer, einzuschätzen, ob das Hinzufügen von Nährstoffen gesund oder gar schädlich ist. Aus diesem Grund fügen viele Katzenfreude Taurin zum Futter hinzu.

Taurin ist für die Katze essentiell, sie kann die Aminosäure nicht selber herstellen. Viele industriellen Katzenfuttersorten verfügen tatsächlich über einen zu geringen Taurin-Gehalt. Auch an dilatativer Kardiomyopathie erkrankten Katzen wird eine taurinreiche Ernährung empfohlen. So lange die Dosis nicht über ein Vielfaches des Tagesbedarfs hinausgeht, sind hier bisher auch noch keine negativen Folgen einer Taurin-Überdosierung nachgewiesen worden. Kleine Überschüsse scheidet der Körper einfach wieder aus.

Viel hilft nicht immer viel

Dennoch sollten Katzenhalter nicht einfach „auf gut Glück“ supplementieren, sondern gegebenenfalls den genauen Vitamin- und Mineralstoffgehalt des Futters nachrechnen. Hierbei sollte auf jeden Fall auf den Vitamin-A Gehalt (Überschreitung führt zu Gelenkbeschwerden) und ein korrektes Calcium-Phosphor-Verhältnis geachtet werden.
Füttern Sie hochwertiges Futter, sind sämtliche Vitamin- und Nährstoffergänzungen unnötig, wenn nicht ungesund oder sogar gefährlich. Einzige Ausnahme: Ergänzungsfuttermitteln wird keine ausreichende Nährstoff-Menge beigemischt, sie eignen sich nicht als Alleinfutter. Derartige Sorten sollten nur sporadisch zusammen mit Alleinfuttermitteln gegeben oder wie Frischfleisch supplementiert werden.

Selber, wenn ihre Katze keine Zufütterung benötigt – Sie möchten ihr doch einmal etwas Gutes tun und ihr ab und zu ein Leckerchen anbieten? Nun zäumen wir das Pferd von der anderen Seite auf und schauen uns jetzt einmal „Katzenleckerlis“ und ihre Inhaltsstoffe an. Wir nennen hier keine konkreten Marken, um nicht irgendeinen Hersteller unbegründet schlecht zu reden. Die Inhaltsstoffe ihrer Lieblings-Leckerlis können Sie auch im Internet nachlesen oder beim Hersteller anfordern und unseren Gedankengang so leicht nachvollziehen.

Die meisten Leckerchen enthalten Getreide oder „Pflanzliche Nebenerzeugnisse“ als Hauptprodukt – für einen Fleischfresser wie die Katze schwer verwertbar. Nebenerzeugnisse sind zudem oft Abfallprodukte, die keinen hohen Nährwert besitzen oder sogar schwer verdaubar sind. Weiter werden oft „Öle und Fette“ angegeben, aber nicht genau benannt. Auch hier gilt: Nicht alle Öle und Fette sind gut verwertbar, pflanzliche Öle zum Beispiel sind für Katzen nahezu nutzlos.

Die auf der Packung angepriesenen Vitamine und Mineralstoffe sind oft nicht oder nur in kleinen Spuren, die nur selten genau angegeben werden. Ein Beispiel sind viele Taurin-Tabs – hier wird der genaue Taurin-Gehalt selten genau angegeben. Hier ist die Zugabe von reinem, kristallinen Taurin oft günstiger und wirksamer als eine Fütterung von 7 bis 10 Tabletten pro Tag.

Das wirkliche Problem ist aber selten die Übervitaminisierung, sondern eher die weiteren überflüssigen oder sogar ungesunden Inhaltsstoffe wie Erdöl, Rindenmulch etc. Viele Katzenleckerchen enthalten als Hauptzusatzstoff Zucker.

Natürlich gibt es unter diesen „Schwarzen Schafen“ auch wieder Ergänzungsfuttermittel, die wirklich ihr Geld wert sind. Die enthalten oft natürliche, dem Zweck angemessene Zutaten (zum Beispiel Malt oder Hefe), wenig „Nebenerzeugnisse“ und kaum oder gar keinen Zucker. Allerdings sollte sich jeder Katzenfreund hier die Mühe machen und genau auf die Packung schauen. Diese fünf Minuten zahlen sich in dem gesparten Geld für überflüssige oder ungesunde Nahrungsergänzungen doppelt aus.

Dabei gibt es zahlreiche und ganz natürliche Leckerchen, über die sich Ihre Katze bestimmt freuen wird! Im Infokasten haben wir eine kleine Auswahl für Sie zusammengestellt.

Natürliche Nahrungsergänzungsmittel

  • Gegen Haarballen: Katzengras, ab und zu ein sehr kleines Stück Butter (keine Margarine!)
  • Für die Zahnpflege: ein kleiner Brocken Gulasch
  • Als Belohnung: Trockenfisch oder –fleisch
  • Natürliche Vitamin-B-Quelle: Bierhefe
  • Vitamin A und D: Dorschlebertran (Vorsicht, nicht lange haltbar. Überdosierung kann gefährlich sein!)

Weiterlesen:

Kalorienrechnerei für Faule – Der Nährstoffbedarf der Katze

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MK

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